Kriege ⇒ Sprachregelung der Mainstream-Medien zu Hamas
Diether Dehm zu Gaza Gaza
Zitat aus Weltwoche Ausgabe Deutschland:
«Die rechtesten Kriegstreiber sind die Grünen»
Diether Dehm, Autor des umstrittenen «Gaza, Gaza»-Songs von Dieter Hallervorden, träumt vom Marxismus. Medien bezichtigen ihn des Antisemitismus. Die Weltwoche sprach mit dem Enfant terrible, das die Stasi einst als Inoffiziellen Mitarbeiter «Willy» führte.
Rafael Lutz
Für Linke ist er zu national. Rechte wiederum sehen in ihm einen Kommunisten. Er nennt sich einen orthodoxen Marxisten und Brecht-Anhänger. Der Liedermacher, promovierte Psychosomatiker und ehemalige Bundestagsabgeordnete Diether Dehm (SPD, später Linkspartei) polarisiert. Mit dem Lied «Gaza, Gaza» steht er gegenwärtig scharf unter Beschuss. In diesem beschuldigt der Künstler Dieter Hallervorden Israel, einen Völkermord zu begehen. Die lyrische Vorlage dazu hat Diether Dehm geliefert.
Weltwoche: Herr Dehm, Dieter Hallervorden und Sie stehen heftig in der Kritik. Von «Hass auf Israel» ist die Rede. Sind Sie ein Antisemit?
Diether Dehm: Kritisiert einer Israel, kocht eine Querfront von Bild-Zeitung bis zum früheren SED-Organ Neues Deutschland vor Zorn über Dieter Hallervorden, Deutschlands populärsten Theatermann und Intendanten von drei Theatern, der preisgekrönt heute mit 88 Jahren fast jeden Abend noch auf der Bühne steht. «Gaza, Gaza» hat bis jetzt acht Millionen Zugriffe. Hinter Hallervordens Kritik an der israelischen Kriegsführung dürften gewiss sechzig Millionen Deutsche stehen – und gegen ihn maximal 200 hochdotierte Schreibagenten mit künstlicher Intelligenz.
Weltwoche: Deutschland ist vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte solidarisch mit Israel. Derart scharfe Israel-Kritik will man in Berlin nicht sehen.
Dehm: Die Terror-Hamas wurde von Benjamin Netanjahu via Katar lange finanziert, um damit die Fatah zu schwächen und, wie er selbst sagte, eine Zweistaatenlösung zu vereiteln. Netanjahu führt die antiisraelischste Regierung, die es je gegeben hat. Mit Jitzhak Rabin war Deutschland solidarisch. Für Netanjahu geht die Meinungsvielfalt in Deutschland gerade zugrunde. Andersdenkende werden gecancelt. Jüngstes Beispiel ist der verbotene Palästina-Kongress in Berlin, für den sogar der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis nicht einreisen durfte. Ähnlich sieht das auch Ihr bekannter Schweizer Mitbürger Jean Ziegler, der Hallervorden geschrieben hat, dass der Song nichts Antisemitisches habe und auf Uno-Beschlüssen basiere.
Weltwoche: Berlin steht heute hinter Israel. Das ist eine Lehre aus den schrecklichen Verbrechen, die Deutschland im Zweiten Weltkrieg an Juden begangen hat.
Dehm: Dann müsste die deutsche Regierung auch hinter Russland stehen, denn immerhin hatte 1941 der Wehrmachtsüberfall 27 Millionen Sowjet-Menschen getötet. Aber für die deutschen Eliten heisst es immer noch «Serbien muss sterbien» und «Jeder Schuss ein Russ». Der deutsche Waffenkonzern Rheinmetall machte unter Hitler mit völkischen Phrasen seine Profite. Heute exportiert er Massenmordwaffen gegendert, mit woker Regenbogenfahne. Darum ist in dem Video von Dieter Hallervorden der Schriftzug von Rheinmetall und Blackrock eingeblendet, wo es zum Terrorismus heisst: «Die Macht, die die Bestien schafft, aus kaltem Kalkül – sei verflucht!»
Weltwoche: Sie ziehen hier eine direkte Linie von Hitler-Deutschland in die Gegenwart. Sie übertreiben.
Dehm: Ehemalige hochrangige Nazis machten unter Nachkriegsbundeskanzler Konrad Adenauer Karriere. Nehmen Sie Hans Globke, der die Reichsrassengesetze so umgeschrieben hat, dass damit Auschwitz möglich wurde. Zum Dank wurde Globke Kanzleramtschef. Oder: Hermann Josef Abs. Der hatte für die Nazis den Überfall auf die Sowjetunion vorkalkuliert, für die Deutsche Bank Auschwitz mit der Baufirma J. A. Topf & Söhne kreditiert. Er sass zudem im Aufsichtsrat von Firmen, die Zyklon B herstellten. 1952 sorgte er für Adenauer bei der Londoner Schuldenkonferenz dafür, Staaten wie Polen und Griechenland, in denen die Wehrmacht mit Millionen Toten gewütet hatte, leer ausgehen zu lassen.
Weltwoche: Abs gehört der Vergangenheit an. Volker Beck, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, wirft Ihnen vor, Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben.
Dehm: Schauen Sie nach Israel: Finanzminister Bezalel Smotrich bezeichnet sich selbst als «homophoben Faschisten». Itamar Ben-Gvir, der Minister für nationale Sicherheit, ist ein religiöser Faschist, der offen für Vertreibung der Palästinenser und Völkermord wirbt. Deutsche Konzernmedien blenden das aus. Das gilt ebenso für den Krieg in der Ukraine, wo das rechtsradikale Asow-Regiment mit Hakenkreuzfahnen vor dem Russeneinmarsch Tausende von Frauen und Kinder bei Donezk mit Granaten zerfetzt hatte. Und der Judenschlächter Stepan Bandera wird öffentlich in Gottesdiensten verehrt. So was wird von der Regierung bis zur Blackrock-CDU unter Friedrich Merz gepampert. Bei Hallervorden heisst es: «Sie schwören Apartheid die Treue – von Ampel bis AfD.»
Weltwoche: Sie gehen hart ins Gericht mit den herrschenden Medien in Deutschland.
Dehm: Nein. Das gilt auch für die linke Zeitung Junge Welt, die Hallervorden gerade in den Dreck zu ziehen sucht. Auch bei linken Medien scheint der Bundesnachrichtendienst aktiv zu sein.
Weltwoche: Sie äussern hier abstruse Behauptungen. Linke Zeitungen schreiben sehr israelkritisch.
Dehm: Solange die in kleiner Reichweite köcheln, kümmert es die Dienste nicht. Aber wenn jemand mit dieser Riesenprominenz wie Dieter Hallervorden sich populär gegen die Staatsräson positioniert, dann werden alle Hebel in Bewegung gesetzt. Hallervorden, der wiederholt die CDU oder die FDP unterstützte, wird gerade in der Öffentlichkeit medial gesteinigt.
Weltwoche: Mit den Geheimdiensten haben Sie selbst Erfahrungen gemacht. Sie arbeiteten in der DDR für das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi).
Dehm: Quatsch! Es gab gegen mich nie auch nur ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren als Ostspion. Das SPD-Parteigericht hat mich von dem Vorwurf freigesprochen.
Weltwoche: Sie reden sich die Vergangenheit schön. Das Landgericht Frankfurt urteilte 1996, dass Sie «Stasi-Informant» genannt werden dürfen. Sie managten den Liedermacher Wolf Biermann und halfen ihm, nach dessen Ausbürgerung aus der DDR in Westdeutschland Fuss zu fassen. Die Stasi führte Sie als Inoffiziellen Mitarbeiter «Willy».
Dehm: Aber wie bei vielen Inoffiziellen Mitarbeitern geschah dies ohne mein Wissen! Ich wurde abgeschöpft, als ich mit 25 Jahren als Musiker oft in der DDR war. Sowohl Günter Wallraff als auch der frühere hessische Innenminister Horst Winterstein, die die Stasi-Unterlagen von Biermann alle kennen, haben bezeugt: Ich war Stasi-Opfer, aber nie Ostspion.
Weltwoche: Weshalb sollen Sie ein Stasi-Opfer gewesen sein?
Dehm: Am 26. November 1976 wurde Biermann ausgebürgert. Am 28. November formulierte ich dagegen ein Protestschreiben, das von 117 westdeutschen Intellektuellen unterzeichnet wurde. Aus diesem Grund hat die DDR 1978 gegen mich einen Fahndungsbefehl erlassen. Den habe ich Ihnen ja gezeigt! Darin hat mich die Stasi zum «DDR-Staatsfeind» gestempelt. Später wurde Biermann vom Friedensliedermacher zum Nato-Krakeeler und log als Zeuge gegen mich. Nun bin ich gespannt, ob er gegen mich klagt. Schicken Sie ihm ruhig die Weltwoche.
Weltwoche: Zurück zum «Gaza, Gaza»-Song. Sie kritisieren zwar die negative Presse. Das Lied geht viral. Die Kritik an Hallervorden und Ihnen ist Gratiswerbung.
Dehm: Hallervordens Kunst kennt keinen parteipolitischen Kleingeist, sie wird von linken wie auch rechten Demokraten geschätzt.
Weltwoche: Das ist auch Ihr Ziel. Als Politiker sowie auch als Liedermacher und Aktivist haben Sie immer versucht, über die Links-rechts-«Brandmauern» hinaus Menschen zu mobilisieren.
Dehm: Besonders mit meinen Liedern, Stücken und Romanen. Zum Beispiel dem Buch «Bella Ciao», in dem es auch um das Tessin geht. In Zeiten, in denen die Welt totgerüstet und der Krieg zum Alltag werden soll, muss die Friedensbewegung stärker werden. Wie in den USA, wo auch linke und rechte Demokraten auf dem Boden der Verfassung ausserparlamentarisch zusammengehen. Nur so können Kriegsgewinnler in die Schranken gewiesen werden.
Weltwoche: Wie erklären Sie sich die gegenseitigen Berührungsängste, die besonders in Deutschland zu beobachten sind?
Dehm: Das hat viel mit althergebrachten Vorurteilen zu tun. «Der Antikommunismus ist die Grundtorheit der Epoche», das wusste schon der bürgerliche Schriftsteller Thomas Mann. Ich zum Beispiel stehe zum Proletariat, kämpfe für höhere Löhne und den Sozialstaat. Das sollten Rechte akzeptieren. Was Linke wiederum mehr zeigen müssen: «Wir lieben unsere Heimat.» In der Weimarer Republik schlugen sich die Sozialdemokraten und Kommunisten die Köpfe gegenseitig ein. Nutzniesser waren Rüstungsindustrie und Hitler. Heute müssen antiimperialistische Kräfte gemeinsam erstarken. Sonst ist es bald zu spät. Positiv hervorzuheben sind hier die Brics-Staaten, die zur Bedrohung für das Dollar-Regime werden.
Weltwoche: Die Friedensfrage spielt auch bei Sahra Wagenknecht eine wichtige Rolle. Mit ihr arbeiteten Sie früher in der Partei Die Linke noch eng zusammen. Beim Bündnis Sahra Wagenknecht will man Sie aber offenbar nicht dabeihaben.
Dehm: Ich war ein enger Mitstreiter von Wagenknecht im Bundestag. Als ich nach siebzehn Jahren draussen war, sagte mir Sahra über eine Zeitung, dass ich zu viel Angriffsfläche böte für Medien. Aber meine Lieder treiben doch nicht auseinander. «Monopoli», «Tausendmal berührt», «Was wollen wir trinken» oder «Das weiche Wasser», all diese Songs haben etwas Verbindendens.
Weltwoche: Grenzen Sie sich für Frau Wagenknecht nicht genug von rechts ab?
Dehm: Die rechteste Kriegstreiber-Partei sind inzwischen die Grünen. An vorderster Front mit dabei sind auch Politikerinnen wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP. Kriegsgefährlich ist besonders Friedrich Merz, der Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock Deutschland war. Da ist mir Olaf Scholz fast noch lieber.
Weltwoche: Sie kennen den Kanzler persönlich. Stehen Sie mit ihm in Kontakt?
Dehm: Ich war früher mit dem Bundeskanzler befreundet. Olaf verbrachte mehrere Pfingsten bei mir auf dem Bauernhof, um auf Seminaren den Marxismus zu lernen. Heute rede ich lieber mit Gerhard Schröder. Die Medieneliten, die ihn als Putin-Versteher dämonisieren, versuchen Menschen zu betäuben. «Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer», wusste Francisco de Goya. Zeit, dass die Vernunft wieder aufwacht!
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«Die rechtesten Kriegstreiber sind die Grünen»
Diether Dehm, Autor des umstrittenen «Gaza, Gaza»-Songs von Dieter Hallervorden, träumt vom Marxismus. Medien bezichtigen ihn des Antisemitismus. Die Weltwoche sprach mit dem Enfant terrible, das die Stasi einst als Inoffiziellen Mitarbeiter «Willy» führte.
Rafael Lutz
Für Linke ist er zu national. Rechte wiederum sehen in ihm einen Kommunisten. Er nennt sich einen orthodoxen Marxisten und Brecht-Anhänger. Der Liedermacher, promovierte Psychosomatiker und ehemalige Bundestagsabgeordnete Diether Dehm (SPD, später Linkspartei) polarisiert. Mit dem Lied «Gaza, Gaza» steht er gegenwärtig scharf unter Beschuss. In diesem beschuldigt der Künstler Dieter Hallervorden Israel, einen Völkermord zu begehen. Die lyrische Vorlage dazu hat Diether Dehm geliefert.
Weltwoche: Herr Dehm, Dieter Hallervorden und Sie stehen heftig in der Kritik. Von «Hass auf Israel» ist die Rede. Sind Sie ein Antisemit?
Diether Dehm: Kritisiert einer Israel, kocht eine Querfront von Bild-Zeitung bis zum früheren SED-Organ Neues Deutschland vor Zorn über Dieter Hallervorden, Deutschlands populärsten Theatermann und Intendanten von drei Theatern, der preisgekrönt heute mit 88 Jahren fast jeden Abend noch auf der Bühne steht. «Gaza, Gaza» hat bis jetzt acht Millionen Zugriffe. Hinter Hallervordens Kritik an der israelischen Kriegsführung dürften gewiss sechzig Millionen Deutsche stehen – und gegen ihn maximal 200 hochdotierte Schreibagenten mit künstlicher Intelligenz.
Weltwoche: Deutschland ist vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte solidarisch mit Israel. Derart scharfe Israel-Kritik will man in Berlin nicht sehen.
Dehm: Die Terror-Hamas wurde von Benjamin Netanjahu via Katar lange finanziert, um damit die Fatah zu schwächen und, wie er selbst sagte, eine Zweistaatenlösung zu vereiteln. Netanjahu führt die antiisraelischste Regierung, die es je gegeben hat. Mit Jitzhak Rabin war Deutschland solidarisch. Für Netanjahu geht die Meinungsvielfalt in Deutschland gerade zugrunde. Andersdenkende werden gecancelt. Jüngstes Beispiel ist der verbotene Palästina-Kongress in Berlin, für den sogar der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis nicht einreisen durfte. Ähnlich sieht das auch Ihr bekannter Schweizer Mitbürger Jean Ziegler, der Hallervorden geschrieben hat, dass der Song nichts Antisemitisches habe und auf Uno-Beschlüssen basiere.
Weltwoche: Berlin steht heute hinter Israel. Das ist eine Lehre aus den schrecklichen Verbrechen, die Deutschland im Zweiten Weltkrieg an Juden begangen hat.
Dehm: Dann müsste die deutsche Regierung auch hinter Russland stehen, denn immerhin hatte 1941 der Wehrmachtsüberfall 27 Millionen Sowjet-Menschen getötet. Aber für die deutschen Eliten heisst es immer noch «Serbien muss sterbien» und «Jeder Schuss ein Russ». Der deutsche Waffenkonzern Rheinmetall machte unter Hitler mit völkischen Phrasen seine Profite. Heute exportiert er Massenmordwaffen gegendert, mit woker Regenbogenfahne. Darum ist in dem Video von Dieter Hallervorden der Schriftzug von Rheinmetall und Blackrock eingeblendet, wo es zum Terrorismus heisst: «Die Macht, die die Bestien schafft, aus kaltem Kalkül – sei verflucht!»
Weltwoche: Sie ziehen hier eine direkte Linie von Hitler-Deutschland in die Gegenwart. Sie übertreiben.
Dehm: Ehemalige hochrangige Nazis machten unter Nachkriegsbundeskanzler Konrad Adenauer Karriere. Nehmen Sie Hans Globke, der die Reichsrassengesetze so umgeschrieben hat, dass damit Auschwitz möglich wurde. Zum Dank wurde Globke Kanzleramtschef. Oder: Hermann Josef Abs. Der hatte für die Nazis den Überfall auf die Sowjetunion vorkalkuliert, für die Deutsche Bank Auschwitz mit der Baufirma J. A. Topf & Söhne kreditiert. Er sass zudem im Aufsichtsrat von Firmen, die Zyklon B herstellten. 1952 sorgte er für Adenauer bei der Londoner Schuldenkonferenz dafür, Staaten wie Polen und Griechenland, in denen die Wehrmacht mit Millionen Toten gewütet hatte, leer ausgehen zu lassen.
Weltwoche: Abs gehört der Vergangenheit an. Volker Beck, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, wirft Ihnen vor, Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben.
Dehm: Schauen Sie nach Israel: Finanzminister Bezalel Smotrich bezeichnet sich selbst als «homophoben Faschisten». Itamar Ben-Gvir, der Minister für nationale Sicherheit, ist ein religiöser Faschist, der offen für Vertreibung der Palästinenser und Völkermord wirbt. Deutsche Konzernmedien blenden das aus. Das gilt ebenso für den Krieg in der Ukraine, wo das rechtsradikale Asow-Regiment mit Hakenkreuzfahnen vor dem Russeneinmarsch Tausende von Frauen und Kinder bei Donezk mit Granaten zerfetzt hatte. Und der Judenschlächter Stepan Bandera wird öffentlich in Gottesdiensten verehrt. So was wird von der Regierung bis zur Blackrock-CDU unter Friedrich Merz gepampert. Bei Hallervorden heisst es: «Sie schwören Apartheid die Treue – von Ampel bis AfD.»
Weltwoche: Sie gehen hart ins Gericht mit den herrschenden Medien in Deutschland.
Dehm: Nein. Das gilt auch für die linke Zeitung Junge Welt, die Hallervorden gerade in den Dreck zu ziehen sucht. Auch bei linken Medien scheint der Bundesnachrichtendienst aktiv zu sein.
Weltwoche: Sie äussern hier abstruse Behauptungen. Linke Zeitungen schreiben sehr israelkritisch.
Dehm: Solange die in kleiner Reichweite köcheln, kümmert es die Dienste nicht. Aber wenn jemand mit dieser Riesenprominenz wie Dieter Hallervorden sich populär gegen die Staatsräson positioniert, dann werden alle Hebel in Bewegung gesetzt. Hallervorden, der wiederholt die CDU oder die FDP unterstützte, wird gerade in der Öffentlichkeit medial gesteinigt.
Weltwoche: Mit den Geheimdiensten haben Sie selbst Erfahrungen gemacht. Sie arbeiteten in der DDR für das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi).
Dehm: Quatsch! Es gab gegen mich nie auch nur ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren als Ostspion. Das SPD-Parteigericht hat mich von dem Vorwurf freigesprochen.
Weltwoche: Sie reden sich die Vergangenheit schön. Das Landgericht Frankfurt urteilte 1996, dass Sie «Stasi-Informant» genannt werden dürfen. Sie managten den Liedermacher Wolf Biermann und halfen ihm, nach dessen Ausbürgerung aus der DDR in Westdeutschland Fuss zu fassen. Die Stasi führte Sie als Inoffiziellen Mitarbeiter «Willy».
Dehm: Aber wie bei vielen Inoffiziellen Mitarbeitern geschah dies ohne mein Wissen! Ich wurde abgeschöpft, als ich mit 25 Jahren als Musiker oft in der DDR war. Sowohl Günter Wallraff als auch der frühere hessische Innenminister Horst Winterstein, die die Stasi-Unterlagen von Biermann alle kennen, haben bezeugt: Ich war Stasi-Opfer, aber nie Ostspion.
Weltwoche: Weshalb sollen Sie ein Stasi-Opfer gewesen sein?
Dehm: Am 26. November 1976 wurde Biermann ausgebürgert. Am 28. November formulierte ich dagegen ein Protestschreiben, das von 117 westdeutschen Intellektuellen unterzeichnet wurde. Aus diesem Grund hat die DDR 1978 gegen mich einen Fahndungsbefehl erlassen. Den habe ich Ihnen ja gezeigt! Darin hat mich die Stasi zum «DDR-Staatsfeind» gestempelt. Später wurde Biermann vom Friedensliedermacher zum Nato-Krakeeler und log als Zeuge gegen mich. Nun bin ich gespannt, ob er gegen mich klagt. Schicken Sie ihm ruhig die Weltwoche.
Weltwoche: Zurück zum «Gaza, Gaza»-Song. Sie kritisieren zwar die negative Presse. Das Lied geht viral. Die Kritik an Hallervorden und Ihnen ist Gratiswerbung.
Dehm: Hallervordens Kunst kennt keinen parteipolitischen Kleingeist, sie wird von linken wie auch rechten Demokraten geschätzt.
Weltwoche: Das ist auch Ihr Ziel. Als Politiker sowie auch als Liedermacher und Aktivist haben Sie immer versucht, über die Links-rechts-«Brandmauern» hinaus Menschen zu mobilisieren.
Dehm: Besonders mit meinen Liedern, Stücken und Romanen. Zum Beispiel dem Buch «Bella Ciao», in dem es auch um das Tessin geht. In Zeiten, in denen die Welt totgerüstet und der Krieg zum Alltag werden soll, muss die Friedensbewegung stärker werden. Wie in den USA, wo auch linke und rechte Demokraten auf dem Boden der Verfassung ausserparlamentarisch zusammengehen. Nur so können Kriegsgewinnler in die Schranken gewiesen werden.
Weltwoche: Wie erklären Sie sich die gegenseitigen Berührungsängste, die besonders in Deutschland zu beobachten sind?
Dehm: Das hat viel mit althergebrachten Vorurteilen zu tun. «Der Antikommunismus ist die Grundtorheit der Epoche», das wusste schon der bürgerliche Schriftsteller Thomas Mann. Ich zum Beispiel stehe zum Proletariat, kämpfe für höhere Löhne und den Sozialstaat. Das sollten Rechte akzeptieren. Was Linke wiederum mehr zeigen müssen: «Wir lieben unsere Heimat.» In der Weimarer Republik schlugen sich die Sozialdemokraten und Kommunisten die Köpfe gegenseitig ein. Nutzniesser waren Rüstungsindustrie und Hitler. Heute müssen antiimperialistische Kräfte gemeinsam erstarken. Sonst ist es bald zu spät. Positiv hervorzuheben sind hier die Brics-Staaten, die zur Bedrohung für das Dollar-Regime werden.
Weltwoche: Die Friedensfrage spielt auch bei Sahra Wagenknecht eine wichtige Rolle. Mit ihr arbeiteten Sie früher in der Partei Die Linke noch eng zusammen. Beim Bündnis Sahra Wagenknecht will man Sie aber offenbar nicht dabeihaben.
Dehm: Ich war ein enger Mitstreiter von Wagenknecht im Bundestag. Als ich nach siebzehn Jahren draussen war, sagte mir Sahra über eine Zeitung, dass ich zu viel Angriffsfläche böte für Medien. Aber meine Lieder treiben doch nicht auseinander. «Monopoli», «Tausendmal berührt», «Was wollen wir trinken» oder «Das weiche Wasser», all diese Songs haben etwas Verbindendens.
Weltwoche: Grenzen Sie sich für Frau Wagenknecht nicht genug von rechts ab?
Dehm: Die rechteste Kriegstreiber-Partei sind inzwischen die Grünen. An vorderster Front mit dabei sind auch Politikerinnen wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP. Kriegsgefährlich ist besonders Friedrich Merz, der Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock Deutschland war. Da ist mir Olaf Scholz fast noch lieber.
Weltwoche: Sie kennen den Kanzler persönlich. Stehen Sie mit ihm in Kontakt?
Dehm: Ich war früher mit dem Bundeskanzler befreundet. Olaf verbrachte mehrere Pfingsten bei mir auf dem Bauernhof, um auf Seminaren den Marxismus zu lernen. Heute rede ich lieber mit Gerhard Schröder. Die Medieneliten, die ihn als Putin-Versteher dämonisieren, versuchen Menschen zu betäuben. «Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer», wusste Francisco de Goya. Zeit, dass die Vernunft wieder aufwacht!
Zitat Ende