Krieg und FriedenUkraine Krieg, innerer Frieden und Toleranz

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Nils
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Ukraine Krieg, innerer Frieden und Toleranz

Beitrag von Nils »

Derzeit ist seit etwa drei Wochen Krieg in der Ukraine. Der russische Präsident Putin versucht mit seinen Truppen die Ukraine zu besetzen und zu einem russischen Vasallenstaat zu machen. Doch die Ukrainer unter ihrem Präsident Selenskyj wehren sich mit allen Kräften und konnten bis jetzt den russischen Vormarsch stoppen. Sie sind westlich orientiert und wünschen sich Demokratie, Meinungsfreiheit und wirtschaftlichen Wohlstand. Wie der Krieg ausgeht, ist noch völlig ungewiss.

In den Religionen gibt es die Idee einer Welt der Liebe, des Friedens und des Glücks. Im Yoga, im Buddhismus und im Christentum wird ein goldenes Zeitalter des Friedens vorausgesagt. 1945 legte die Charta der Vereinten Nationen die Schaffung des Weltfriedens als das Ziel aller Politik fest, auf das die Mitglieder der UNO sich verpflichtet haben.

Dieses Ziel ist schwer zu erreichen. Durch den Ukrainekrieg stehen wir gerade am Beginn einer weltweiten Aufrüstung. Das kann in einem Dritten Weltkrieg enden. Auch jetzt schon sind wir kurz davor. Deshalb hat die Nato beschlossen nicht in den Krieg einzugreifen, weil es sonst zu einem Atomkrieg mit Russland kommen könnte. Aber die westlichen Staaten liefern Waffen an die Ukraine und versuchen Russland wirtschaftlich zu zerstören. Sie tanzen auf einem schmalen Grat zwischen Krieg und Frieden.

Aus meiner Sicht ist es wichtig die Kräfte des Friedens auf der Welt zu stärken. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Wir können die Menschen in der Ukraine unterstützen. Wir können ihnen mit Geld- oder Sachspenden helfen. Wir können ukrainische Flüchtlinge aufnehmen und wir können geistig für den Frieden eintreten. Insbesondere können wir für den Frieden eintreten, indem wir in uns selbst, in unseren Familien und in unserem Freundeskreis für Frieden eintreten.

Und da existiert für mich eine große Herausforderung. Ich bin Sozialist, Yogi und Buddhist in einem. Viele Menschen in der Yoga- und in der Buddhismus-Szene informieren sich durch den russischen Propaganda-Sender RT (Russia Today). Etwa die Hälfte meiner persönlichen Yoga-Freundinnen gehören zur Querdenker-Szene und stehen im Ukraine-Krieg auf der Seite Russlands. Gerade gestern rief mich meine Bekannte A. aus Bonn an. Sie ist ein sehr spiritueller Mensch und war bis vor kurzem noch völlig unpolitisch. Sie interessierte sich nicht für Politik. Aber angestoßen durch die Impfdiskussion der Coronazeit hat sie sich plötzlich sehr stark radikalisiert.

Das Problem besteht darin, dass wir völlig entgegengesetzte Meinungen haben. Für sie ist Putin ein Held und sie bejaht den russischen Einmarsch in die Ukraine. Für mich ist Putin ein grausamer Diktator und Kriegsverbrecher. Er hat die Meinungsfreiheit in Russland abgeschafft, läßt fast die gesamte Opposition in seinen Gefängnissen verschwinden und tötet in der Ukraine unschuldige Zivilisten. Für mich ist Putin ein neuer Adolf Hitler und für meine Bekannte ist er ein Held, der sich dem westlichen Kapitalismus entgegenstellt. Diskussionen zwischen uns werden leicht sehr schnell aggressiv. Wir haben deshalb beschlossen nicht mehr über Politik zu sprechen. Aber das ist angesichts der Gräuel des Krieges kaum durchzuhalten.

Meine Bekannte kam deshalb gestern wieder auf den Krieg zu sprechen und erklärte mir, dass die ukrainische Führung aus Nazis bestände, die von Russland beseitigt werden müssten. Ich glaube nicht an die Nazi-Theorie. Natürlich gibt es auch in der Ukraine Nazis. Sie erreichten bei den Wahlen etwa 2 %. Es ist für mich klar, dass Selenskyj für die Meinungsfreiheit und Putin für eine brutale Diktatur steht. Obwohl ich auch Selenskyj nicht als den absolut Guten sehe. Er steht in Verbindung den ukrainischen Oligarchen und dem Großkapital. Aber im Moment ist er für mich der Gute und Putin der Böse. Es kann durch nichts legitimiert werden ein ganzes Volk durch einen Krieg auszulöschen.

Es gelang mir tatsächlich meiner Bekannten eine halbe Stunde ruhig zuzuhören. Ich akzeptierte, dass es in der Yoga-Szene derzeit sehr unterschiedliche Meinungen gibt. Ich fand es interessant, was die russische Propaganda zum Krieg sagt und wie stark das in den Köpfen vieler spiritueller Menschen verankert ist. Und witzigerweise gibt es sowohl bei der AfD wie auch bei der Partei "Die Linke" eine Putin-Fraktion. Toleranz ist überall gefordert. Wir müssen überall inneren Frieden lernen und es lernen unsere Meinungsunterschiede gewaltlos und friedlich auszutragen.

Es war für mich eine große Herausforderung friedlich zu bleiben, meiner Bekannten ihre Meinung zu lassen und trotzdem die Freundschaft zu bewahren. Man muss viel aushalten können, wenn man die Toleranz bewahren will. Das hat auch schon Gandhi erfahren, der von britischen Kolonialherren brutal zusammengeschlagen wurde und trotzdem seinen inneren Frieden bewahrt hat. Ich glaube daran, dass sich langfristig die Wahrheit und die Liebe durchsetzen werden. Dazu ist es notwendig, dass wir zuerst die Energie des Friedens und der Liebe in uns erzeugen und sie dann auf unsere Umwelt ausstrahlen. Und natürlich auch gute Argumente vorbringen, wenn unser Gegenüber dafür aufnahmefähig ist. Das war meine Bekannte gestern nicht, aber die Zeiten werden sich möglicherweise ändern. Sie hat schon oft ihre Meinung geändert. Egal wie es kommt, ich bleibe im Frieden und in der Liebe.


RHLingenau
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Re: Ukraine Krieg, innerer Frieden und Toleranz

Beitrag von RHLingenau »

Hallo @Nils
was du beschreibst ist sehr wichtig, wir müssen gegenteileige Meinungen zulassen, dürfen uns dadurch aber nicht spalten lassen.
Ich möchte dir raten, dich zu informieren, was seit dem Maidan-Putsch in der Ukraine passiert ist. Vielleicht verstehst du dann deine Bekannte etwas besser.
Hier viewforum.php?f=161 gibt es einige interessante Beiträge.
zB.: viewtopic.php?f=161&t=896
und viewtopic.php?f=161&t=899


Guido
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Re: Ukraine Krieg, innerer Frieden und Toleranz

Beitrag von Guido »

Aus Facebook von Frank Tabert:

Der vom Wertewesten nach Kräften unterstützte (und logischerweise illegale) Putsch 2014 ist die Wurzel des Übels, damit wurde das Tor zu mehr Gewalt aufgestoßen und der Spaltpilz in die Ukraine getragen.
Muss man erwähnen, dass es den Drahtziehern nicht um Demokratie ging? Die Ukraine war nach 2014 nicht demokratischer als vorher, eher im Gegenteil - aber die Ukraine bekam eine US-Staatsbürgerin und Investmentbankerin als Finanzministerin (Natalija Jaresko)!
Und der Sohn von Biden wurde später in den Aufsichtsrat eines Ukra-Energiekonzerns berufen (!)
Die USA konnten bei der Operation Ukraine nur gewinnen: Entweder sie gliedern die Ukraine ins Imperium ein, oder wenn Russland reagiert wird dies propagandistisch ausgeschlachtet, wie eben die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation.
(Ich frage mich immer, ob diejenigen, die mit dem Putsch nicht einverstanden waren, hätten zum Maidan fahren sollen, von der Krim, oder aus Donetzk und sich mit den bewaffneten Nazis dort prügeln sollen?)
Auch durch den Krieg jetzt gewinnen die US-Kapitalisten und eigentlich nur die.
Hier bekommen transatlantische Hetzer wie Merz und Röttgen ihre Agenda über Nacht durchgesetzt, obwohl sie nicht einmal in der Regierung sind:
- Kauf von US-Kampfflugzeugen (anstatt einer europäischen Entwicklung)
- Nordstream 2 wird niemals genutzt werden
- stattdessen Import des umstrittenen und teuren Fracking Gases aus den USA (mit Kühlschiffen über den Atlantik!) + Bau zweier Terminals dafür
- 2%-"Rüstungsziel" wird nicht mehr hinterfragt und noch massive zusätzliche Rüstungsausgaben

Was scheinbar oft übersehen wird: Natürlich gibt es auch Konkurrenzen im Westblock. Und eine Schwächung Europas, z.B. durch deutlich höhere Energiekosten bedeutet eine Stärkung der US-Konzerne.
Und nebenbei: Waffenkäufe sind die moderne Form der Tributzahlungen der Vasallen(staaten).
Der Krieg ist außerdem ein klassischer Moment für die Schock-Doktrin, wo uns die ganzen "neuen" Entscheidungen leicht untergejubelt werden können.


Haraldu
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Re: Ukraine Krieg, innerer Frieden und Toleranz

Beitrag von Haraldu »

Putin und erst recht Russland wollen überhaupt kein Volk auslöschen.
Putin hat nur den Eindruck, dass in der Ukraine seit 2014 das Volk in einer Weise erzogen wurde wie das deutsche Volk in den Jahren ab 1933.
Daher hält er es für notwendig, dafür zu sorgen, dass das nicht so weitergeht. Er will nicht wie Stalin den Fehler machen, die Ukraine (zu Stalins Zeiten Deutschland) in jeder Hinsicht gegen Russland aufrüsten zu lassen, bevor er sich zur Wehr setzt. Was es jetzt braucht, ist nicht ein Präsident Selenskij, der am liebsten die NATO in den Konflikt hineinziehen will, sondern ein ukrainischer Interimspräsident, der einerseits das Vertrauen der ukrainischen Bevölkerung geniest und andererseits kompromissbereit gegenüber Russland ist, damit der Krieg schnellstmöglich beendet werden kann. Wenn sich solch eine Persönlichkeit nicht findet, dann hilft nur eine Blauhelmtruppe mit UNO-Mandat aus österreichischen und schwedischen Soldaten, um einen Waffenstillstand ohne Vorbedingungen abzusichern und dann nach solch einer Persönlichkeit zu suchen. Es muss doch auch unter den Ukrainern Leute geben, die nicht dem nationalen Wahn unterliegen und zugleich pro-europäisch denken.

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