Utopien
Verfasst: 07.05.2020, 21:51
Ich möchte auf ein Büchlein mit dem Titel "bolo´bolo" des Schweizers Hans Widmer aufmerksam machen, das er unter dem Pseudonym p.m. veröffentlicht hat.
In dem schmalen Band entwickelt er, nach einer Kritik an der "planetarischen Arbeitsmaschine", eine Utopie für den Planeten. Diese könnte man grob so zusammenfassen: Die Grenzen der Nationalstaaten haben sich ersatzlos aufgelöst. Die Menschen finden sich zu Gemeinschaften von etwa 500 Leuten zusammen, die weitgehend autark und darüber hinaus völlig selbstbestimmt sind. Jede Gemeinschaft entscheidet für sich über die Art ihres Zusammenlebens. Niemand ist an eine Gemeinschaft gebunden, sondern kann sich frei aussuchen, wo sie oder er leben möchte. Gastfreundschaft ist ein ganz wichtiges Prinzip. Die Städte lösen sich nicht auf, sondern unterteilen sich in 500er-Gemeinschaften. Eine solche Gemeinschaft heißt "bolo", und der Titel des Buches, "bolo´bolo" stellt den Plural des Wortes dar. Dazu muss man vielleicht sagen, dass Widmer Philologe ist und für seine Utopie ein Grundvokabular in einer Fantasiesprache erdacht hat. Das wirkt auf den ersten Blick sicher ein wenig überraschend, könnte aber zu einem neuen Denken einladen: Als Beispiel dafür nennt er sein neues Wort für Mensch, nämlich "ibu". Wer über Konzepte zwischenmenschlichen Zusammenlebens nachdenkt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit mit der Frage konfrontiert, ob der Mensch von Natur aus gut oder böse ist, und gleichzeitig mit Theorien zu dieser Frage, die Jahrhunderte oder Jahrtausende alt sind. Also ein ganz schönes Gewicht haben. Aber ein ibu schert sich vielleicht nicht um diese Fragen, weil es viel zu sehr damit beschäftigt ist, eine neue Welt zu bauen und viele praktische Probleme zu lösen...
Die Gemeinschaften treiben Handel, indem sie Naturalien und Dienstleistungen tauschen. Geld ist abgeschafft. Auch Schulen, an denen normiertes Wissen gelehrt wird, gibt es nicht mehr. Jedes ibu lernt in seiner Dorfgemeinschaft, und selbstverständlich können sich Schulen bilden, an denen Spezialisten eines Fachs ihr Wissen weitergeben, aber das sind völlig freie Entwicklungen. Alles Privateigentum passt in einen Koffer einer bestimmten Größe. Jedes ibu bringt sich im Zusammenleben ein. Die Überschaubarkeit eines bolo beugt, so darf man hoffen, lebensfeindlichen Auswüchsen, wie sie im Kapitalismus gang und gäbe sind, vor. Konsum, wie er im Kapitalismus gepredigt wird, wird keine Rolle mehr spielen, das aber bedeutet nicht rüden Verzicht, wie man uns permanent weiszumachen sucht, sondern im Gegenteil weniger Plackerei und damit mehr Genuss und Lebensfreude, da stimme ich Widmer ganz und gar zu,
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Ideen, die Widmer entwickelt. Und er beschreibt auch eine Strategie, die zum Sieg über den Kapitalismus führen soll. Es sei Zeit für ein gemeinsames planetarisches Projekt. Seine eigenen Ideen versteht er lediglich als einen Vorschlag, da er um die Lebendigkeit und Prozesshaftigkeit von Entwicklungen weiß. Es geht um Gemeinschaft, Freiheit und Vielfalt. Übrigens war Widmer der Meinung, dass seine Vision bis 1987 verwirklicht sein könnte ... (1983 hat er sie entworfen)
Ich empfand die Lektüre dieser Utopie als sehr wohltuend, besonders weil Widmer so gänzlich aus der vorherrschenden Denke aussteigt (bis hin zur Sprache) und sich eine Weltgemeinschaft erdenkt, die sich am Menschen und seinen Bedürfnissen orientiert.
An dieser Stelle ein Dankeschön an Willi, der ein Kapitel Visionen und Zukunft angeregt hat. Ich halte es auch für sehr wichtig, dass wir in dieser Richtung weiterdenken...
In dem schmalen Band entwickelt er, nach einer Kritik an der "planetarischen Arbeitsmaschine", eine Utopie für den Planeten. Diese könnte man grob so zusammenfassen: Die Grenzen der Nationalstaaten haben sich ersatzlos aufgelöst. Die Menschen finden sich zu Gemeinschaften von etwa 500 Leuten zusammen, die weitgehend autark und darüber hinaus völlig selbstbestimmt sind. Jede Gemeinschaft entscheidet für sich über die Art ihres Zusammenlebens. Niemand ist an eine Gemeinschaft gebunden, sondern kann sich frei aussuchen, wo sie oder er leben möchte. Gastfreundschaft ist ein ganz wichtiges Prinzip. Die Städte lösen sich nicht auf, sondern unterteilen sich in 500er-Gemeinschaften. Eine solche Gemeinschaft heißt "bolo", und der Titel des Buches, "bolo´bolo" stellt den Plural des Wortes dar. Dazu muss man vielleicht sagen, dass Widmer Philologe ist und für seine Utopie ein Grundvokabular in einer Fantasiesprache erdacht hat. Das wirkt auf den ersten Blick sicher ein wenig überraschend, könnte aber zu einem neuen Denken einladen: Als Beispiel dafür nennt er sein neues Wort für Mensch, nämlich "ibu". Wer über Konzepte zwischenmenschlichen Zusammenlebens nachdenkt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit mit der Frage konfrontiert, ob der Mensch von Natur aus gut oder böse ist, und gleichzeitig mit Theorien zu dieser Frage, die Jahrhunderte oder Jahrtausende alt sind. Also ein ganz schönes Gewicht haben. Aber ein ibu schert sich vielleicht nicht um diese Fragen, weil es viel zu sehr damit beschäftigt ist, eine neue Welt zu bauen und viele praktische Probleme zu lösen...
Die Gemeinschaften treiben Handel, indem sie Naturalien und Dienstleistungen tauschen. Geld ist abgeschafft. Auch Schulen, an denen normiertes Wissen gelehrt wird, gibt es nicht mehr. Jedes ibu lernt in seiner Dorfgemeinschaft, und selbstverständlich können sich Schulen bilden, an denen Spezialisten eines Fachs ihr Wissen weitergeben, aber das sind völlig freie Entwicklungen. Alles Privateigentum passt in einen Koffer einer bestimmten Größe. Jedes ibu bringt sich im Zusammenleben ein. Die Überschaubarkeit eines bolo beugt, so darf man hoffen, lebensfeindlichen Auswüchsen, wie sie im Kapitalismus gang und gäbe sind, vor. Konsum, wie er im Kapitalismus gepredigt wird, wird keine Rolle mehr spielen, das aber bedeutet nicht rüden Verzicht, wie man uns permanent weiszumachen sucht, sondern im Gegenteil weniger Plackerei und damit mehr Genuss und Lebensfreude, da stimme ich Widmer ganz und gar zu,
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Ideen, die Widmer entwickelt. Und er beschreibt auch eine Strategie, die zum Sieg über den Kapitalismus führen soll. Es sei Zeit für ein gemeinsames planetarisches Projekt. Seine eigenen Ideen versteht er lediglich als einen Vorschlag, da er um die Lebendigkeit und Prozesshaftigkeit von Entwicklungen weiß. Es geht um Gemeinschaft, Freiheit und Vielfalt. Übrigens war Widmer der Meinung, dass seine Vision bis 1987 verwirklicht sein könnte ... (1983 hat er sie entworfen)
Ich empfand die Lektüre dieser Utopie als sehr wohltuend, besonders weil Widmer so gänzlich aus der vorherrschenden Denke aussteigt (bis hin zur Sprache) und sich eine Weltgemeinschaft erdenkt, die sich am Menschen und seinen Bedürfnissen orientiert.
An dieser Stelle ein Dankeschön an Willi, der ein Kapitel Visionen und Zukunft angeregt hat. Ich halte es auch für sehr wichtig, dass wir in dieser Richtung weiterdenken...