ZukunftAnselm Lenz: Die Demokratiebewegung in Berlin

Perspektiven, Visionen und Konzepte für eine zukünftige Welt (z. B. Gesellschaft, Wirtschaft, Demokratie etc.)
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willi uebelherr
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Anselm Lenz: Die Demokratiebewegung in Berlin

Beitrag von willi uebelherr »

Die Demokratiebewegung in Berlin
Anselm Lenz, 21.04.2021
https://kenfm.de/die-demokratiebewegung ... selm-lenz/

Liebe freunde,

dieser Text von Anselm Lenz, eine Manifestation fuer eine friedliche und froehliche Zukunft, ist extrem wichtig in einer Zeit, wo die Perspektiven und Visionen verschwinden sollen, um dem Irrsinn Platz zu machen. Wir koennen im deutsch-sprachigen Raum uns nur auf wenige und hoch-lokale Erfahrungen stuetzen, die schon lange vor uns existierten. Und das reicht zumeist auf mehr als 2000 Jahre zurueck und wir finden davon in den letzten 200 Jahren leider nichts mehr.

Es ist eine Proklamation fuer eine Demokratie, die aus dem Wortstamm dieses Begriffs herkommt. Als Selbstherrschaft des Volkes koennen wir so etwas nicht bezeichen, auch wenn vielleicht die triviale Uebersetzung aus dem alt-griechischen dies nahe legt. Es geht nicht um Herrschaft ueber, vielmehr geht es um das Selbstvermoegen zur Gestaltung durch die Betroffenen. Es enthaelt notwendig die Anarchie, die Freiheit von Herrschaft von Menschen ueber Menschen.

Trivial betrachtet sind wir ein Herrschaftsobjekt der Gesetze der Natur. Das gilt natuerlich nur, wenn wir die inneren Gesetzmaessigkeiten unserer eigenen Natur nicht anerkennen wollen, sondern unserem referenzlosen freien Geist die freie Wahl lassen. Er muss auch dann keine Verantwortung uebernehmen, wohl aber unser Koerper. Und zumeist weigert dieser sich und laesst uns im Regen stehen. Es kuemmert ihn nicht, was wir mit unserem freien Geist so alles anstellen. Er hat eine klare Referenz: die Gesetze der Natur.

Das scheint mir das grosse Dilemma von uns Menschen zu sein. Eigentlich galt und gilt doch, dass, je mehr wir wissen, umso besser wissen wir, dass wir nichts wissen. Das scheint fuer viele ein furchtbares Trauerspiel zu sein.

Fuer Immanuel Kant war es einfach. Anerkennenend, dass unser freier Geist keine Referenz hat, mussen wir selbst sie ihm geben. Und dazu, nach seinem Vorschlag, die Vernunft, Rationalitaet und Logik nutzen. Uebrigens, in deutscher Sprache, alles feminin, so wie der Plural.

Anselm Lenz fokussiert seinen Text auf die Frage, wie wollen wir leben, so wie ich es auch schon seit Jahren tue. Bei mir ist der Erfolg ausgeblieben. Vielleicht gelingt es Anselmm Lenz, mit Unterstuetzung des "demokratischen Widerstand", diese Frage nach unseren Kriterien und Prinzipien als Basis fuer unsere Perspektiven und Visionen im oeffentlichen Raum zu verankern. Es geht hier nicht um Utopien.

Ich selbst kann mich an einem Diskurs im Blog "KenFm" nicht beteiligen, weil auch dieser Blog die Zensur liebt. So wie Rubikon und Nachdenkseiten. Es sind immer persoenliche Animositaeten mit einem tiefen unpersoenlichen Grund, die da eine Rolle spielen. Im "demokratischen Widerstand" habe ich es bisher noch nicht versucht. Und in "dieBasis" weiss ich nicht, wo dies als moeglich gedacht wird.

Zurueckkommend auf die Gruundfrage in diesem Text: Es geht nicht nur um Wollen, sondern zuvor um die Anerkennung der uns gesetzten Existenzbedingungen, auf denen jedes Wollen dann aufsetzt. Es ist kein Basar, wo alles so irgendwie herumliegt und nur ueber spekulative Wertzuordnungen nutzbar wird.

Alle tragenden gesellschaftlich orientierten Konzepte ruhen auf der Anerkennung unserer gesetzten Existenzbedingungen, die wir selbst nicht beeinflussen koennen. Auch bei Rousseau ist dies, war es bei den Schweizer Anarchisten, den Schweizer Taeufern und allen sonstigen Zentren, die vielleicht seltsamer Weise zumeist aus den bergigen Regionen kommen. Nicht zufaellig, weil eben dort die Selbstermaechtigung zur Selbstorganisation immer den groessten Auftrieb fand durch die realen Existenzbedingungen. Und das gleiche sehen wir in Latein Amerika in den Anden.

Die Demokratie ruht auf der Allgemeinheit des Prinzips der Gleichwertigkeit aller Menschen und damit auch auf der Allgemeinheit der Verantwortung fuer das eigene Leben. Die Gleichwertigkeit Aller verbietet es uns, zu Lasten anderer unser Leben zu gestalten. Und damit wird auch klar, dass wir alle, unabhaengig von unserem sonstigen Wollen, uns an der Herstellung unserer materiellen Lebensgrundlagen beteiligen. Kinder und Alte machen es gerne und of mit viel Leidenschaft, im Mittelbau des Alters wird es oft schwierig. Es wird ihnen moeglich durch selektive Ueberbewertung so mancher Taetigkeiten, nutzend oder nutzlos egal, das dann immer und notwendig zu einer sozialen Skalierung fuehrt. So entstehen elitaere Strukturen als Grundlage von Herrschaft von Menschen ueber Menschen.

Jede Gesellschaft ruht auf 3 Gruppen: BaeuerInnen, HandwerkerInnen, TechnikerInnen. Die vierte Gruppe waere eigentlich die IngenieurInnen. Weil sie aber Personen sind, die eine tiefe Einsicht in theoretische Grundlagen verbinden mit tiefer Erfahrung in der praktischen Anwendung liegt es nahe, dass sich die Mitglieder der 3 Basisgruppen alle zu IngenieurInnen in ihrem Gebiet entwickeln koennen.

Schon allein damit muessen wir viele religioese Dogmen aufloesen. Die Trennung von Theorie und Praxis oder Kopf- und Hand-Arbeit, die Professionalisierung so mancher allgemeinen Taetigkeiten, die konstruierte Wert-Skalierung von Taetigkeit und Ansehen dessen.

Die Grundlagen zur Selbstorganisation unserer materiellen Lebensgrundlagen sind immer die Verfuegbarkeit der natuerlichen Ressourcen fuer Alle. Dies kollidiert immer mit einem Anspruch auf private Nutzungsansprueche auf natuerliche Ressourcen. Besonders deutlich wird dies bei Land, Wasser und vor allem Wissen. Generell koennen wir sagen, dass wir nur dann einen besonderen privaten Nutzungsanspruch herleiten koennen fuer jenes, das wir selbst herstellen. Und schon sitzen wir tief in der Falle. Wie koennen wir bei Land eine individuelle Herstellung begruenden? Bei Wasser? Bei Wissen? Es ist nicht moeglich.

Und selbst, wenn wir als TischlerIn ein Moebelstueck aus Holz herstellen, dann stellt sich sofort die Frage, woher kommt das Holz? Woher kommen die Werkzeuge? Woher kommt das Wissen im Umgang mit Holz?

Es gibt NICHTS, was wir auf uns allein beziehen koennen. Alles, womit wir umgehen, waere ohne den natuerlichen Entstehungsprozessen und ohne unsere Vorfahren und Zeitgenossen undenkbar. Damit hoffe ich, deutlich zu machen, dass alles Private letztlich Raub an der Gemeinschaft ist. Und auch Anselm Lenz muss das irgendwann mal begreifen.

Aber das wichtigste fehlt im Text von Anselm Lenz. Der Hinweis auf die Bedingung oekonomischer Unabhaengigkeit zur politischen Unabhaengigkeit. Ich weiss um dieses Narrativ des Politischen ueber das Oekonomische. Ein absolutes religoeses Dogma. Ein absoluter Nonsens. Das wird sofort klar, wenn wir erkennen, dass das politische Denken erst dann wirksam werden kann, wenn unsere existentiellen Bedingungen ueber das Oekonomische realisiert sind. Das heist aber auch, dass wir die Klassenstrukturen, die sich aus unserem realen Sein ergeben, gewollt oder ungewollt, notwendig aufloesen muessen.

Wir kommen damit zu einem grundsaetzlichen Anachronismus unserer Gesellschaften: der dualen Polaritaet von Egoismus und Communismus, dem Mein/Mir oder dem Uns/Wir. Unsere materiellen Existenzgrundlagen erzwingen das Wir, unser freier Geist, untrainiert und verwirrt, das Mein/Mir. Eine alte Geschichte, die in allen Dokumenten frueherer Zeiten im Zentrum steht, gewollt oder ungewollt.

Das hat viel mit unserer Entwicklung als Mensch zu tun. Wenn wir geboren werden, sind wir die reinen Egoisten, auch Narzissmus genannt. Dies ist fuer alle Tierarten absolut notwendig. Mit der Zeit bilden sich 2 wichtige Erfahrungengserkenntnisse heraus, wenn es zugelassen wird: Unser Ich mit unserem Selbstwertgefuehl und unsere rationale Erkenntnis, dass wir als Individuen immer die Gemeinschaft benoetigen. Das ware dann der moegliche Uebergang vom Egoismus zum Communismus, wo die Gemeinschaft als Bedingung zur Entfaltung autonomer Persoenlichkeiten moeglich wird.

Aus diesem Wissen heraus konzentrieren sich alle Religionen auf die Aufloesung der Entwicklung autonomer Persoenlichkeiten, um starke Gemeinschaften zu verhindern. Es ist der militaerisch-ideologische Arm elitaerer Herrschaftsstrukturen.

Und zum Schluss nochmals der Hinweis auf die Volkssouveraenitaet. Generell gilt, dass in jeder Region unabhaengig ihrer Groesse die Bevoelkerung der politische Souveraen ist. Nur lebt dieser Souveraen nicht in einer Hauptstadt oder einem Reichstag, sondern immer verteilt in den Gemeinden. Damit werden die Gemeinden die Koerperschaften des politischen Souveraen, die konstituierenden Elemente, und sind in ihrer Region selbst der Souveraen. Damit ist jede Einwirkung von aussen in eine Gemeinde ausgeschloissen, wenn diese es nicht will und daher auch nicht darum bittet.

mit lieben gruessen, willi
Asuncion, Paraguay

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