Demokratie und RechtPaul Schreyer: Gedanken zum 1. August 2021 in Berlin

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willi uebelherr
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Paul Schreyer: Gedanken zum 1. August 2021 in Berlin

Beitrag von willi uebelherr »

Gedanken zum 1. August 2021 in Berlin
Paul Schreyer, 2.8.2021
https://multipolar-magazin.de/artikel/g ... ugust-2021

Liebe freunde, lieber Paul,

ja, lieber Paul, du bist vielleicht noch zu jung, um zu wissen, wie es frueher war. Ralf Ludwig zitiert oft Ernst Fraenkel mit seinem Buch "Der Doppelstaat", in dem es wohl um das gleiche geht: Der "Norm-Staat" und der "Massnahmen-Staat".
( https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Doppelstaat )

Und wenn wir nur etwas genauer hinsehen, dann sehen wir dies implizit in jeder Staatskonstruktion. Die Rechtsauslegung ist oertlich und thematisch hoch verschieden und insbesondere immer dann, wenn es um Kritik an dem parasitaeren politischen Ueberbau geht. Franz Josef Strauss war dafuer schon immer ein hervor tretendes Beispiel. Und die DDR ebenfalls.

Also, was hat sich veraendert?

Die Formation der Masse in einem Raum der erweiterten vielen Kommunikationsmoeglichkeiten. Der Drang zum Gehorsam und freiwilliger Unterwerfung war immer schon gesellschaftlich dominant und kann sich heute in allgemeiner Form auch besser ausdruecken. Proportional zur Erweiterung unserer eigenen Moeglichkeiten als kritische DenkerInnen.

Und der Druck auf die allgemeinen Existenzgrundlagen. Wir sollten immer beachten, dass auch unter dem Schirm der scheinbaren "Leichtigkeit des Seins" ueber die Kriege, den Aufruestungswahn seitens des Nato-Blocks und der instabilen privaten Geld- und Finanzsysteme stetig ein Unbehagen unter der Maskerade sich ausgebreitet hat. In solch einer Situation ist ein vermehrter Zusammenschluss hinter den Leithammels die einzige Reaktionsmoeglichkeit fuer die Vielen, wenn sie keine Alternative sehen wollen oder koennen.

In der letzten Corona-Ausschuss-Sitzung #63 hat sich ein Freund aus Belgien, Professor fuer Psychologie, ausfuehrlich damit beschaeftigt. Am Ende deines Textes schreibst du:

"Mit den Demonstrationsverboten ist eine Tür für politische Möglichkeiten zugefallen. Das ist entmutigend und eine Sabotage des politischen Prozesses. Vor allem aber sind die Verbote ein Eingeständnis der Schwäche der Regierenden."

Wenn du so wie viele an der Illusion einer Demokratie in der Region Deutschland festhalten willst, dann mag das zutreffend sein. Wenn du mit einem freien und unabhaengigen Blick das Geschehen betrachtest, dann war "die Tuer" immer schon offen. Sie lag nur etwas ausserhalb des allgemeinen Blickfelds.

Die Region Deutschland hatte noch nie eine Demokratie, sondern eine repraesentative Republik, die sich nahtlos an den Feudalismus anschloss. Und noch nie wurden die Grundfragen des gesellschaftlichen Seins in allgemein zugaenglicher Form behandelt.

Diese Bewegung fuer Demokratie, fuer Frieden und Freiheit, fuer die Bevoelkerung als politischen Souveraen stellt den gesamten parasitaeren politischen Ueberbau in Frage. Nur darin liegt ihre Gefaehrlichkeit, weil sie dem laecherlichen Theater um Staat und Gesellschaft, irrwitzig als "repraesentative Demokratie" gekennzeichnet, was An Sich schon ein absoluter Anachronismus ist, die Maske vom Gesicht reisst. Eine Demokratie laesst keine Repraesentation zu und eine Repraesentation keine Demokratie.

Es existiert also keine Bruecke zwischen den Polen dieser beiden Lager, fuer die dazwischen ist es trockenes Gebiet.

mit lieben gruessen, willi
Asuncion, Paraguay

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