Demokratie und RechtDie neue Partei Widerstand 2020 - was ist davon zu halten?


Thomas
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Re: Die neue Partei Widerstand 2020 - was ist davon zu halten?

Beitrag von Thomas »

Lotte hat geschrieben:
02.06.2020, 23:23
Und in dem Fall hast du einen Vertrauensvorschuss bei mir, weil du im alten Forum in meinem Kaffeekränzchen sehr offen warst. Das ist nicht selbstverständlich, dass jemand mit Fremden über seine Beziehungsschwierigkeiten und seine Männlichkeit spricht. Meine Hochachtung dir gegenüber war sofort da. WEil es vielleicht nicht genügend rüberkam, hier nochmal, nachdem du dich angemacht gefühlt hast. War nicht so gemeint. Du kristallisierst dich als jemand raus, mit dem ich eine Partei gründen könnte, weil du ehrlich bist. Leider bist du nicht links, GRINS, aber das Thema lassen wir heute.
Also denn, bis zum nächsten Gemetzel :D
Danke...ich finde immer, es ist durchaus auch sinnvoll, neben den eigentlichen Argumenten auch den persönlichen Hintergrund zu beleuchten. Es trägt denke ich viel zum gegenseitigen Verständnis bei, zu erfahren, welche Erfahrungen jemanden geprägt haben, um besser nachzuvollziehen, warum eine Person denkt wie sie denkt.
Eine gemeinsame Partei...hmmm, könnte es für den Anfang auch eine gemeinsame Bewegung sein. Keine Sorge, deine Einschätzung, ich sei nicht links, stört mich nicht sonderlich da ich ja schon deutlich gemacht habe, dass ich diese strikte Links-Rechts-Einteilung eher zweitrangig finde, daher ist die Einschätzung, was ich in dieser Sache bin, für mich relativ belanglos. Sorgen mache ich mir eher um dich, wenn du als Linke mit einem vermeintlich Nichtlinken eine Partei/Bewegung gründest, hagelt es doch bestimmt Querfront-Vorwürfe ;-)

Um nochmal zurück zu Widerstand 2020 zu kommen, ich denke eine neue Partei, die ein wenig die Kuh strubblig macht bei all dem politischen Einheitsbrei, ist in jedem Fall positiv. Auf längere Sicht kann aber denke ich aber nur eine Abkehr vom Parteisystem wirklich etwas Grundlegendes verändert. Vielleicht ist ja der Weg dort hin eine Partei, die, wenn Sie an der Macht ist, eine Abschaffung des Parteiensystems beschließt, also quasi das System mithilfe der Mittel des Systems verändert. Allerdings bleibt die heikle Frage, ob eine Partei, die erstmal an der Macht ist, je bereit ist, diese Macht freiwillig wieder abzugeben?
willi uebelherr hat geschrieben:
03.06.2020, 07:09
Bisher gab es hierzu noch keine diskussion bei uns im forum ausser von Hans @HCGuth mit mir, die ich kenne und verfolgen konnte. Noch weiss ich nicht, wie ihr euch eure zukunft vorstellt? Was sind Ziele oder Kriterien fuer das Gute.
Wenn ich ehrlich bin, lieber willi, habe ich noch kein absolut klares Konzept vor Augen. Ich habe viele Gedanken (häufig auch von anderen übernommene), die ich für sinnvoll halte und über die ich nachdenke. Beizeiten kann ich diese ja mal niederschreiben, vielleicht in einem eigenen Mitgliederblog. Aber ich sehe sie nach bisherigem Stand als einzelne Puzzleteile an, die sich noch nicht zu einem großen Ganzen zusammengefügt haben. Einer der Gründe, warum ich politisch aktiv bin, um mich gerade in dieser Hinsicht weiterzubilden. Denn Kritisieren ist immer einfach und natürlich sollte es einen Systemwechsel geben, meinetwegen auch eine Revolution - die enscheidende Frage ist doch aber: Was dann?


willi uebelherr
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Re: Die neue Partei Widerstand 2020 - was ist davon zu halten?

Beitrag von willi uebelherr »

".. die enscheidende Frage ist doch aber: Was dann?"

Voellig richtig, lieber [mention]Thomas[/mention], so sehe ich es auch. Was soll dann entstehen, wenn erstmal die grossen blockaden weggeraeumt sind.

Hierzu verwende ich immer das Paar Evolution und Revolution. Die Evolution ist unsere basis. Alles, was entsteht, entsteht ueber kleine schritte, die sich dann kumulieren zu einem kleinen Sprung, wenn sie gereift sind. Entwicklung kennt keine glatten verlaeufe. Es sind immer Treppen.

Revolution ist fuer mich darauf gerichtet, die Blockaden fuer unsere evolutionaere Entwicklung aus dem Weg zu raeumen, damit wieder offene Raeume entstehen koennen und wir uns selbst die Richtung bestimmen. Wenn die Blockaden-Wegraeumung erfolgt ist, gehen wir wieder zu unseren evolutionaeren Wegen zurueck und machen dort weiter, wo wir sie beendet haben.

Widerstand2020 stellt den Widerstand ins Zentrum und nicht die Perspektiven, fuer die sie Widerstand leisten wollen. Der raum, um ueber Parteien systemrelevante Transformationen erreichen zu koennen, existiert nicht. Trotzdem koennen die parlamentarischen Strukturen genutzt werden, die Loecher zu erweitern und die oeffentliche Aufmerksamkeit zu erhoehen.

Allerdings sollten wir immer darauf achten, unsere Kommunikationskultur immer selbst zu bestimmen. Auf diesem Weg ist Widerstand2020. Sie konzentrieren sich darauf, ihre eigenen "DebattenRaeume" zu gestalten. Und das hilft fuer alles weitere.

Bisher habe ich noch nicht die richtige Methode oder den richtigen "Stil" gefunden, um dort wahrgenommen zu werden. Aus einigen "nicht offiziellen" Gruppen bin ich schon raus geflogen. Habe mich dann auch nicht mehr darum gekuemmert, weil es eh nutzlos ist. Die vorstellungen so mancher "Koordinatoren" sind zumeist extrem naiv und spiessig.


hoffmannfrank
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Re: Die neue Partei Widerstand 2020 - was ist davon zu halten?

Beitrag von hoffmannfrank »

Die Partei WIR2020 ist aus der Bewegung Widerstand2020 hervorgegangen. Nachdem ich die Satzung gelesen hatte, war ich riesig enttäuscht. Kern der Partei sollte ja Basisdemokratie sein. Ich halte Neugründung einer Partei für weiterführend, wenn so eine Partei nicht mehr dem Muster der bestehenden Parteien entspricht und Basisdemokratie ernst nimmt. Was ist nun Basisdemokratie?
Das Wort Demokratie stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Volksherrschaft". ... D.h. in der Demokratie ist das Volk der staatliche Souverän (die oberste Staatsgewalt) und die politischen Entscheidungen werden durch den Mehrheitswillen der Bevölkerung gefällt.
Die politische Partizipation der Bürger gilt als Voraussetzung, Bestandteil und wesentliches Merkmal einer Demokratie.
Die Grundlage der Demokratie ist das Recht des Volkes, unübertragbar, jederzeit selbst über seine Verfassung, seine Gesetze zu entscheiden ("Volkssouveränität"). Dieses Recht als Souverän ist unübertragbar, nicht an andere Personen delegierbar weil bei einer Übertragung nicht mehr das Volk souverän ist, sondern andere Personen auf die dieses Recht übertragen wurde. Übertragung würde also in Wirklichkeit Abschaffung der Herrschaft des Volkes, (also der Demokratie,) bedeuten.
Nach dieser Bedeutung von Demokratie strebt Basisdemokratie die Wiederherstellung der Volkssouveränität an. D.h. Jeder Bürger hat das Recht durch Abstimmung direkten Einfluss auf politische Entscheidungen zu haben. Dies hat er jedoch nicht, nachdem er dieses Grundlegende Recht an Politiker abgegeben hat, die im Parlament Entscheidungen treffen. Die Herrschaft ist also eine Herrschaft des Parlaments und nicht Volksherrschaft --deutlicher gesagt: das Volk ist entmachtet, eine Machtelite trifft Entscheidungen,und das nicht zum Gemeinwohl, sondern die bestehenden Machtverhältnisse zu sichern und auszuweiten. Die repräsentative "Demokratie" erzeugt so die Illusion von Demokratie und ist ein geeignetes Instrument, Demokratie zu verhindern.
Neugründungen von Parteien, die die die Volkssoveränität zum Ziel haben, können mit den sogenannten Volksparteien nicht in einen Topf geworfen werden.
Hoffmannfrank


willi uebelherr
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Re: Die neue Partei Widerstand 2020 - was ist davon zu halten?

Beitrag von willi uebelherr »

Lieber Frank Hoffmann (@hoffmannfrank), ich stimme dir in deiner grundlegenden Herangehensweise sehr zu. Allerding fehlt dabei noch etwas fuer mich wichtiges.

Der politische Souveraen, das Volk, die Bevoelkerung, lebt nicht auf einem Haufen, sondern lebt in Gemeinden. Insofern gibt es nur die Gemeinden und die Region Deutschland als Ganzes, Die Verwaltungsgebiete sind dabei Vernachlaessigbar.

Damit werden die Gemeinden zu den konstituierenden Koerperschaften des politischen Souveraen und sind auch dort tatsaechlich souveraen. Ein Zwangseinwirken von Aussen fuer oder gegen etwas ist damit nicht moeglich.

Regionale Entschedung ruhen immer auf der freien Kooperation der Gemeinden in diesem Raum, wenn sie sich dafuer betroffen fuehlen. Insofern sind regionale Verbaende immer Themenorientiert.

Ein Besonderheit ist die gesamte Region, wenn sich die Menschen als solches verstehen wollen. Da geht es dann nach aussen. Das ist aber sehr einfach handhabbar, weil es vom Importzwang abhaengt, der notwendig einen Exportzwang erzeugt.

Diese bewusste radikale Dezentralisierung fehlt bei dir, hat allerdings jetzt nichts mit WIR2020 oder Basis2020 zu tun. Ich habe keinen Ueberblick, was da zur Zeit wirklich passiert. Bodo Schiffmann hat sich ja deutlich zurueck gezogen.

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