willi uebelherr hat geschrieben: ↑11.06.2020, 18:15
Es kann kein Staatsgebilde geben, das Demokratie genannt werden kann, weil Demokratie Mit Staat nicht vereinbar ist.
Hallo Willi,
ich hatte gestern nur wenig mitgelesen, und könnte mich täuschen. Sie wohnen in Lateinamerika? (Ich auch).
Im Laufe der Zeit (es hat sehr viele Jahre gedauert), und eigentlich eher, weil mir selber immer weniger Zeit zur Verfügung steht, habe ich gelernt, auf Schleifen und Gefunzel zu verzichten, und offen zur Sache zu kommen.
Das mache ich jetzt, und ich warn vorneweg, dass ich nicht an Überheblichkeit leide, und kein Geltungsbedürfnis habe. (Ich trage Depressionen mit mir herum, bin Nihilist, und öffne mein Maul nur deswegen, weil ich wirklich etwas Neues zu sagen habe!)
Ich habe einen Satz von Ihnen hervorgehoben.
Darf ich annehmen, dass der Satz, d.h. die Behauptung, nicht von Ihnen ist, sondern mehrfach in die Welt von vielen anderen gesetzt wurde?
Die Annahme mache ich, um Sie zu entlasten.
Ich verstehe einigermassen gut, was damit gemeint ist. Und ich verstehe auch einigermassen die Gründe, warum man das sagt.
Ich muss aber, weil ich ich bin, dazu anmerken, dass in Wirklichkeit der Satz eigentlich auch etwas anderes bedeutet:
Wer ihn formuliert hat, und wer ihn in Varianten wiederholt, kann sich einen Kompromiss nicht vorstellen.
Ich wiederhole das: Der Satz ist ein Bekenntnis: Ich kann mir Staat und Demokratie zusammen nicht vorstellen!
Damit haben Sie einen Verzicht ausgesprochen.
Und das merkwürdige ist, dass ausgerechnet ein Nihilist Ihnen widerspricht!
Ich (der Nihilist) kann es mir dagegen ziemlich gut vorstellen!
Ich habe dazu mehrere Jahre gebraucht, und ich habe wirklich kein Problem damit, es Paradigma oder Doktrin zu nennen.
Ihr Satz gehört auch zu einer Doktrin. Zu einer, die feststellt, dass nach Athen der Antike eine Selbstbestimmung der Völker unmoglich ist, und nicht die Summe des Willens der Einzelnen zählt, sondern das Gewicht der Guthaben, und wie man sie einsetzt.
Auch hier fasse ich zusammen: Demokratie in unerreichbare Ferne zu stellen passt zum neoliberalen Globalisierungstrieb.
Es gibt also eine Doktrin, die sich als solche nicht erkenntlich macht, und dagegen versucht, sich als Wirklichkeitsimmanent darzustellen, und den Völkern die Demokratie abspricht.
Und es gibt eine Doktrin, die ein nichtssagender Mensch ohne Ambitionen ausgearbeitet hat, die das Gegenteil behauptet.
Wir sind uns in einem einig (und das ist mein Thema): Wir haben de facto keine Demokratie!
Ich vermute, Sie hatten nicht erwartet, dass ich Sie am Ende dahin führe, wo wir einverstanden sind.
Und ich gehe sogar ein Stück weiter, und begleite Sie teilweise mit in die Behauptung: Ganz sicher ist das, was wir Staat nennen, mit dem, was wir als Demokratie bezeichnen (und wovon wir wissen, dass es nicht da ist) nicht vereinbar.
Warum ich mit Ihnen diskutiere ist, weil etwas machbar ist, was Sie für nicht machbar halten. Und es ist ohne viel Aufwand erreichbar.
Es ist kein Endziel, sondern ein Startpunkt.
Technisch gesehen, ist wenig nötig um mit wenigen "Lappaliösen" Änderungen am Wahlgesetz eine Neuigkeit einzuführen, die man Repräsentationsbindung nennen könnte.
Wenn man es bewusst tut, erschwert sich sich Lobbysmus und das Dienen anderer Herren immens.
Man kann das wirklich Demokratie nennen, und durch die Machtumstellung würde automatisch der Staat im Laufe der Zeit der Selbstbestimmung angepasst.
Ich weiss nicht ob Sie mich verstehen, aber "Ihr" "Staat" ist das Resultat von mehreren Jahrhunderten Optimierung an Oligarchie, die sich hält, weil man die Völker ins Leere wählen lässt.