Arbeit und WirtschaftWolfram Elsner: Zum Charakter der chinesischen Gesellschaftsordnung

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willi uebelherr
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Wolfram Elsner: Zum Charakter der chinesischen Gesellschaftsordnung

Beitrag von willi uebelherr »

Zum Charakter der chinesischen Gesellschaftsordnung
Wolfram Elsner, 08.07.2021
https://www.freidenker.org/?p=10768

geschrieben fuer Debattenraum(.eu) und einige fb-Gruppen

Liebe freunde,

ich schneide hier ein Thema an, das auch in unseren Kreisen und Mileus oft mit fragwuerdigen Kriterien behandelt wird und wohl oft eher von Unkenntnis bestimmt ist. Wolfram Elsner schafft sich selbst seine Kriterien, um sich eine Beurteilung der chinesischen Gesellschaft zu ermoeglichen.

Am Ende fasst er zusammen:
"Das Land geht also einen sozialistischen Weg und ist dabei in einer frühen Phase. Es geht Wege, die noch nie gegangen wurden, berücksichtigt die Niederlagen, aber auch die Fehler und Degenerationen des europazentrierten Sozialismus. China generiert einen Sozialismus des guten Lebens. Und sein Weg ist kein Exportprodukt (..). Es sucht, experimentiert, lernt und korrigiert sich dabei. Es verändert die Welt zum Besseren. So hat es verdient, studiert, begriffen, gewürdigt und mit Solidarität behandelt zu werden.

"Sozialismus des guten Lebens." Das klingt sehr aehnlich zu Sumak Kawsay, der Indigenen in Suedamerika, "das gute Leben fuer Alle in Harmonie mit der Natur".

Wenn wir von Sozialismus sprechen, dann treffen wir dabei auf viel Unverstaendnis. Ich definiere es so:
Wenn wir in unserem Raum unseres Denkens, in dem auch unsere Wertesysteme enthalten sind, wir nennen es unsere Ideologie, die soziale Frage ganz vorne steht, dann sind wir Sozialisten, egal, wie wir uns sonst nennen.

Diese -Ismen sind immer philosophische Kategorien und haben mit dem politischen Ueberbau ueberhaupt nichts zu tun. Es kommt also immer auf unsere eigene Ethik an und damit auch, ob sie sich in unserem individuellen Entwicklungsprozess ueberhaupt entfalten kann.

Meinen grossen Dank an Wolfram Elsner fuer diesen text und den Freidenker-Verband fuer die Veroeffentlichung.

mit lieben gruessen, willi
Asuncion, Paraguay


Hermann
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Re: Wolfram Elsner: Zum Charakter der chinesischen Gesellschaftsordnung

Beitrag von Hermann »

Hallo Willi, ich finde das Thema auch immer wieder interessant. Insbesondere weil in China zur Zeit die beschneidung der Macht der Großkonzerne, äußerst wichtig für den Weg zum Sozialisnus, stattfindet. Deine Rezension ist sehr schön und informatiev. Ich werde mich bei Gelegenheit auch um einen solchen Beitrag bemühen.
Genauso spannend ist die Entwicklung in Südamerika.
Wäre es nicht gut, Deinen Beitrag unter Sozialismus einzustellen?
Grüße Hermann


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willi uebelherr
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Re: Wolfram Elsner: Zum Charakter der chinesischen Gesellschaftsordnung

Beitrag von willi uebelherr »

Lieber @Hermann, ich war etwas verwundert, nach so langer Zeit eine Antwort zu diesem Beitrag zu lesen. Trotzdem ist es gut und ich freue mich darueber, wenn mehr AutorInnen mit ihren eigenen gedanken im Debattenraum aktiv werden.

"Wäre es nicht gut, Deinen Beitrag unter Sozialismus einzustellen?"
Das halte ich fuer sehr problematisch, wenn wir uns nicht darueber verstaendigen, was wir eigentlich unter Sozialismus verstehen.

Ich kann hier kurz meine definition dafuer angeben. Diese -ismen sind prinzipiell philosophische Kategorien und haben absolut nichts mit politischen System-Theorien zu tun. Sie beschreiben letztlich eine grundorientierung in unserem Denken und unseren Wertvorstellungen, also unserer Ideologie:
- Sozialismus, wenn wir die soziale Frage fuer Alle und gleichwertig an vordere Stelle setzen.
- Communismus, wenn wir die Gemeinschaften an die vordere Stelle setzen
- Anarchismus, wenn wir die Freiheit von Herrschaft von Menschen ueber andere Menschen an die vordere Stelle setzen
- Egoismus, wenn wir das Mein und Mir, das fuer Mich, an die vordere Stelle setzen

Das laesst sich nun auch fuer weitere Grundorientierungen anwenden. Ich habe nur die fuer mich wichtigsten Fragen nach Orientierung hier benannt. Wenn wir nun im Forum solche hoch unklaren Begriffsdefinitionen als Ordnungskriterium anwenden, dann wird notwendig ein fuerchterliches Durcheinander entstehen.

Generell brauchen wir in diesem Forum einen Raum, wo wir solche Grundueberlegungen austauschen koennen. Dafuer habe ich die Kategorie "Zukunft" angeregt, um als Vorraussetzung fuer Zukunfts-Konzepte auch unsere ethischen und moralischen Intentionen vorher abklaeren zu koennen. Auf der Grundlage meiner Liste der Definitionen kann ich mich als Sozialist, Kommunist und Anarchist bezeichnen neben noch so manch anderem.

Wir werden das gleiche erleben, wenn es um Demokratie oder Repraesentation geht, weil auch dort alles durcheinander gemischt wird. Oder was verstehen Menschen unter Kommunarden oder unter Kommune? In anderen Sprachraeumen wird es als Communard und Commune beschrieben.

Letztlich geht es um Zukunftsentwuerfe und die lassen sich auch komplett ohne diese Sammel-Begriffe beschreiben oder skizzieren.

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