Arbeit und WirtschaftJa, wir brauchen einen Great Reset

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willi uebelherr
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Ja, wir brauchen einen Great Reset

Beitrag von willi uebelherr »

Liebe freunde,

ich hoffe, ihr seid nicht sofort angewidert von diesem Titel. Ich sage, wir brauchen einen "Great Reset", einen "grossen Neustart", ganz bewusst und meine es auch so. Allerdings ist das etwas anderes als das, von dem die WEF(World Economic Forum)-Freunde traeumen. Dazu gebe ich gleich mal 3 referenzen, auch wenn sie nicht das konkret beinhalten, wovon ich sprechen will.

Hört auf zu konsumieren, fangt an zu produzieren.
Hannes Henkelmann in DW #39, 6.3.2021, Seite 8
https://archiv.demokratischerwiderstand ... 0b9bcd56bd

KURZ NACHGEFRAGT BEI SCHAUSPIELER DIETER BRANDECKER
4.3.2021
https://www.youtube.com/watch?v=cw2uKIR5B7g

Die große Befreiung
Rüdiger Lenz, 10.03.2021
https://kenfm.de/die-grosse-befreiung-v ... iger-lenz/

Der erste Text, der meines Erachtens den richtigen Fokus anspricht, erinnert mich an die grosse Debatte zwischen Karl Marx und Fiedrich Engels einerseits und Ferdinand Lasalle andererseits, natuerlich mit ihren jeweiligen Freunden. Marx und Engels propagierten die Produktions-Genossenschaften, Lasalle die Konsum-Genossenschaften. Also das, was wir auch heute bei den Gewerkschaften erleben, die existenziell bedingt an der Lohnsklaverei festhalten muessen.

Allerdings hat dieser Text einen grossen Mangel. Die Basis aller menschlichen Lebensgemeinschaften, die Gemeinden, tauchen nicht auf. Das finden wir in allen, oder den meisten, konstruktiv ausgerichteten Ideen zur Neuorganisation menschlicher Lebensgemeinschaften. An der Tatsache, dass die Menschen immer in Gemeinden leben, kann nur schwer geruettelt werden. Und wenn sie ihre lokale Oekonomie entfalten, werden sie zu Communes, wie wir es auch von der Pariser Commune wissen und schon vorher aus unserer Geschichte. Und auch das Konzept von Volksouveraenitaet ruht auf den Gemeinden als die lokalen Koerperschaften des politischen Souveraen.

Dieter Brandecker sieht die Situation sehr klar. Aber auch er wirkt eher verzweifelt ueber diese gigantische Offenbarung von menschlicher Verbloedung, jeden noch so grossen Schwachsinn gefolgsam mitzumachen.

Ruediger Lenz geht das Thema etwas anders an, weil er einen grossen Bogen um unsere materiellen Lebensgrundlagen macht. Verstaendlich vielleicht, weil er sich wohl mit dieser Sphaere nie so richtig beschaeftigen wollte. Aber er weist voellig korrekt darauf hin, dass wir Alle das Tun der Wenigen tragen.

Die Energie, die die Motoren der aktuellen Phase der Geschichte (materiell und immateriell) der menschlichen Gemeinschaften antreibt ist der organisierte Egoismus, der immer auf dem Raub an den Gemeinschaften aufsetzt und notwendig zur Zentralisierung fuehren muss. Es sind sich selbst treibende Grundkraefte, die immer auf Konzentration und Verdichtung hinauslaufen.

Das geht ja nun schon seit mehr als 5000 Jahren. Wir koennen es auch als Epochenwechsel begreifen, was wir gerade erleben. Allerdings muessen dann auch die Akteure andere sein, um ein anderes Ergebnis zu erwirken.

Eines der wichtigsten Elemente in unserer Geschichte der letzten 1000 Jahre war die freie Technologie, die ueber die Wandergesellen stattfand. Die jungen Menschen lernten einen Beruf, theoretisch und praktisch, machten eine Pruefung, praktisch und muendlich, in der sie ihr Verstaendis ueber ihren Arbeitsbereich nachweisen mussten, und mussten dann ihre Region fuer einige Jahre verlassen. Auf diese Art und Weise konnten sich die Technologien weit ausbreiten und gegenseitig befruchten.

Heute koennte das viel einfacher geschehen, wenn wir die Telekommunikation selbst und fuer unsere Zwecke organisieren. Weil wir brauchen keinen Welthandel und globale Lieferketten, sondern wir brauchen die freie Ausbreitung unseres Wissens und unserer Ideen als grosse Menschheitsfamilie. Es genuegt uns, eine radikale Globalisierung im Theoretischen anzustreben, weil der Gegenstand, die Gesetze der Natur, global und universal gueltig sind. Nur die regionalen Bedingungen zur Materialisation unterscheiden sich, vielleicht.

Ich glaube nicht, dass es viel Sinn macht, ueber die privaten Geld- und Finanz-Systeme zu reden. Sinn macht es allerdings, darueber zu reden, warum wir so verbloedet sind, diesen Schwachsinn ernst zu nehmen und wir unsere Leben darauf aufbauen. Nur sollten wir dann aufhoeren, ueber einen Betrug zu reden, den wir selbst mit am Leben erhalten und auch fuettern. Am Beispiel der Religionen sehen wir ja, wie leicht wir taeuschbar sind und wie schnell wir jedem Schwachsinn hinterher rennen.

Wenn es um einen Austausch unterschiedlicher materiellen Dinge geht, gibt es nur eine einzige objektive Wert-Groesse: Unsere aufgewendete Zeit. Alles andere ist reine Spekulation. Das hat Arno Peters sehr gut in seiner Schrift "Aequivalenz-Oekonomie" aufgearbeitet. Und ob wir dann Buchzahlen oder Papierzettel dafuer verwenden, ist eigentlich egal.

Im Austausch theoretischer Dinge brauchen wir sowieso nichts ausser einem Transportmittel, um global agieren zu koennen: Unsere Telekommunikation. Aber auch hier stehen wieder die Gemeinden im Vordergrund: InterNet, "the Inter-connection of local Net-works", die Verbindung lokaler Netzwerke in den Gemeinden.

Das Wissen und die konstruktiven Ideen sind global, weil die Gesetze der Natur immer global sind. Die materielle Realisierung ist immer lokal, weil die Menschen immer lokal leben.

Zuletzt noch etwas grundsaetzliches. In der region Deutschland leben 2/3 parasitaer, weil sie nichts zu ihren eigenen materiellen Lebensgrundlagen beitragen. Und genauso nichts zu dem, womit sie taeglich ihre Beschaeftigung deklarieren. Alle Staatskonstruktionen weltweit sind immer parasitaer und, vor allem, ueberfluessig.

Wenn wir diesen Tatbestand betrachten, kommen wir zu 2 gesellschaftlichen Modellen.
1) Eine "natuerliche" Oekonomie, wo alle Produzenten sind und so auch direkt in einen Austausch treten koennen, weil sie alle etwas zum Tausch haben.
2) Die geldgetriebenen Oekonomien, wo der Anteil der reinen Konsumenten immer mehr zunimmt. Sie koennen nicht mehr direkt tauschen, sondern brauchen eine virtuelle Nebelwolke oben drueber, das Distributionssytem, das ausschliesslich im Geldraum existiert.

Es ist eine Entscheidung von uns selbst, wie wir unser gesellschaftliches Sein organisieren wollen. Und solange wir den Anderen die freien Raeume zur Verfuegung stellen, weil wir uns selbst heraus halten wollen, sollten wir uns nicht wundern, dass die Anderen mit freude diese Raeume ausfuellen.

mit lieben gruessen, willi
Asuncion, Paraguay

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