Arbeit und WirtschaftKarstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht


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scilla
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Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von scilla »

wie lange wird es noch dauern?

1. in der heutigen Zeit kaufe ich faul und bequem bei Amazon

1.1. der Vorteil bei Amazon ist, daß der Anbieter ein riesen Sortiment hat
und damit selbst für Spezial-Geschäfte eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellt
(viele Spezialisten verkaufen dort ja ebenfalls)

1.2. der Nachteil von Amazon ist, daß man gewisse Waren vorher sehen und ausprobieren sollte,
bevor man sie kauft ...

2. ... und hier wäre die Chance der Kaufhäuser und der Fachgeschäfte

2.1. im Bereich Bekleidung und Schuhe ist es nämlich so, daß die Qualität so dermaßen nachgelassen hat,
daß sich ein Kaufhaus, welches selbst entworfene Qualität verkauft, den ganzen unrentablen Müll sparen kann
(momentan ist damit die französische Firma Decathlon erfolgreich, davor war es Aldi-Süd)

2.2. im Bereich elektronische Geräte informiert sich der mündige Kunde im Internet
und kauft in einer Abwägung aus möglichen Garantieansprüchen und der Verfügbarkeit
im Geschäft oder bei Amazon

3. der verbliebene Vorteil der Kaufhäuser gegenüber Amazon,
das spontane Einkaufserlebnis vor Ort im Geschäft,
wurde durch die Corona-Maske ins Gegenteil verkehrt

4. FAZIT

Karstadt-Kaufhof hat nur dann eine Zukunft,
- wenn es selbst entworfene Qualität präsentiert
(dazu sollte es aber möglichst viele Standorte geben)
- wenn sich der Kunde dieses Qualitäts-Angebot online vorbestellen oder liefern lassen kann
(der Online-Shop ist bereits vorhanden)
- wenn die Corona-Maske Vergangenheit ist
(dazu müsste die Regierung getauscht werden)

die Führung setzt statt dessen auf die Innenstadtlagen von Großstädten,
wohl in der Hoffnung,
daß die Großstädter nicht bei Amazon (oder mit dem Auto in den Industriegebieten) einkaufen,
was aber unklug ist,
da die potenten Kunden im Speckgürtel um die Innenstadt sitzen

5. CODA

vielleicht haben die Innenstädte wieder eine Zukunft,
wenn sie komplett autofrei sind
und von der Bevölkerung als Naherholungsgebiet und Einkaufsgebiet genutzt werden,
was dann aber einen Lieferservice voraussetzt


Peter F
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Re: Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von Peter F »

Miete eines Galeria Kaufhaus Objekts in Düsseldorf 5.800€/qm, das waren 2 oder 3 Klicks in Google.
(Dieses Objekt hat im übrigen, laut den Zahlen die ich gefunden habe, 4400 qm)
Immobilen Besitzer, da wird es aber schon etwas undurchsichtiger "Benko Sigma Holding" Zitat Wikipedia: "...Im Juni 2019 übernahm Benkos Signa Holding die restlichen 49,99 % von Galeria Karstadt Kaufhof..." und "...Signa Holding zu veräußern, die damit Alleineigentümerin wird..."
Siehe dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/Signa_Holding und https://de.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Benko

A) Die Immobilen Besitzer interessieren weder die Medien noch den normalen Bürger.
B) Den Immobilien Besitzer dürften die Mieter und die Arbeitsplätze der Mieter im Endeffekt relativ egal sein.

Ich will damit nicht sagen, dass Galeria Kaufhaus nicht auch andere Probleme hat, ob selbstverschuldet oder nicht, ich sage damit nur, dass Immobilien in Deutschland irgendwie ein schwarzes Tuch sind.


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scilla
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Re: Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von scilla »

Peter F hat geschrieben:
20.06.2020, 20:11
Miete eines Galeria Kaufhaus Objekts in Düsseldorf 5.800€/qm, das waren 2 oder 3 Klicks in Google.
(Dieses Objekt hat im übrigen, laut den Zahlen die ich gefunden habe, 4400 qm)
Du willst sagen, daß die Mieten zu hoch sind

1) wenn dem bei Karstadt so wäre,
hätten die doch schon längst ins Industriegebiet abwandern können und müssen

dorthin können die Leute mit dem Auto fahren
im selben Industriegebiet gibt es womöglich riesige Fachmärkte,
welche weitere Kunden anziehen

für mich, der ich 20 Kilometer von Stuttgart entfernt wohne,
gibt es vom Angebot her kaum einen Grund,
die Stuttgarter Innenstadt zu besuchen

dazu kommt, daß die S-Bahn zu teuer
und das Verkehrschaos zu groß, der Parkplatz zu teuer ist

es gibt Vorschläge für ein Jahresticket für 365 Euro,
aber so lange das nicht kommt und quasi jeder so ein Ticket hat,
sind die Geschäfte in der Stuttgarter Innenstadt abgehängt

2) die Mieten sind nur dann zu hoch,
wenn kein Nachmieter gefunden werden kann

ein Leerstand (und der betrifft inzwischen viele kleine Geschäftsflächen) senkt den Mietpreis

was glaubst Du, was mit dem Mietniveau in der Innenstadt passiert,
wenn zusätzlich noch die Verkaufsflächen eines Kaufhauses frei werden?

das läuft auf Abriß hinaus

3) GALERIA (Kaufhof) in Düsseldorf liegt an der Königsallee 1-9

das ist bundesweit eines der teuersten Pflaster

für die Schließungen in Baden-Württemberg trifft das sicher nicht zu:
Göppingen (GK), Leonberg (K), Mannheim (G), Singen (K), Stuttgart-Bad Cannstatt (G)


Peter F
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Re: Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von Peter F »

1) Richtig, wenn ich denn mal wirklich in die Innenstadt muss, bin ich auch ziemlich froh, ziemlich schnell wieder weg zu sein. Allerdings mit dem Fahrrad. Wenn ich mir die Industriegebiete im Düsseldorfer Umland so ansehe, würde das allerdings ÖPVN und Fahrradnutzer wohl ausschließen. Ikea liegt bei uns in einem Industriegebiet, Ich schätze mal so 98% der Käufer sind Autofahrer. Die Karstadt-Kaufhof Filialen verfügen aber über Parkhäuser/Parkflächen.

2) Wir werden sehen, wer denn da einzieht, ich denke da so in Richtung mehrere größere Einzelgeschäfte/Geschäftsketten.
Ich bin mir nicht 100% sicher bzw. bin zu faul zu suchen, aber speziell bei Galeria Kaufhof an der Kö dürfte das mit abriss nichts werden. Stichwort: Denkmalschutz. Gut, dass dürfte eher ein Einzelfall sein.

Ich sage nicht, dass die Mieten zu hoch sind bzw. ich kann über das Verhältnis Umsatz <->Mieten nichts sagen, ich sage nur dass Immobilen Konzerne irgendwie niemand auf dem Schirm hat.

EDIT: Die von mir erwähnte Miete/Quadratmeter ist wahrscheinlich viel zu hoch angesetzt, die Quelle scheint scheint falsch zu sein. Ändert aber an der Sache selber nicht viel.


Benutzer 51 gelöscht

Re: Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von Benutzer 51 gelöscht »

Innenstädte zum Einkaufen sind für mich uninteressant. Die Gründe habt Ihr oben schon.
Vielleicht noch interessant für Kultur, Museen, Ausstellungen etc.

Vermutlich können die Läden in den Cities auch wegen der hohen Mieten nicht mit dem Onlinehandel mithalten, vom Angebot ganz zu schweigen. Ich denke, längerfristig wird der Raum genutzt für Wohnungen und Büros.
Es machen ja nicht nur in der Stadt immer mehr Läden zu.


willi uebelherr
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Re: Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von willi uebelherr »

Liebe freunde,

ich frage mich beim lesen dieses themas, welchen perspektiven folgt ihr eigentlich oder habt ihr keine? Der handel ist grundsaetzlich parasitaer und zumeist schaedlich, weil er alle Kriterien fuer einen Bedarf dem Verkauf fuer den Gewinn unterwirft. Da kann nichts vernuenftiges dabei heauskommen.

Amazon reduziert den aufwand auf ein Minimum, was aber noch lange nicht heisst, dass es die Qualitaet auf ein Maximum treibt. Aber es hat den Vorteil einer eigenen Lieferstruktur.

Solange wir mit privaten akteuren dabei zu tun haben, wird sich an dem parasitaeren Wesen des handel mit Import/Export nichts aendern. Lieferstrukturen wie auch Import/Export lassen sich auch gemeinschaftlich organisieren, wenn die individuellen Konkurrenzen ihren Boden verlieren.

Gebaeudeflaechen sind Spekulations-Objekte. Wir brauchen aber keine Spekulation, sondern Substanzerhaltung und pflege, zumindest dann, wenn das Gebaeude es verdient. Wer soll darueber entscheiden? Natuerlich die Bevoelkerung dieser gemeinde.

Ihr seht vielleicht, wie schnell wir die oberflaechliche betrachtung, die ihr hier anstellt, verlassen koennen, wenn wir die richtigen fragen stellen.


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scilla
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Re: Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von scilla »

willi uebelherr hat geschrieben:
21.06.2020, 21:09

Ihr seht vielleicht, wie schnell wir die oberflaechliche betrachtung, die ihr hier anstellt, verlassen koennen, wenn wir die richtigen fragen stellen.
Du möchtest Manager abschaffen und durch die Entscheidungen einer Gruppe ersetzen
das ist unklug, denn die Gruppe ist meistens viel zu doof dazu

Deine Idee funktioniert doch nur, wenn diese Gruppe aus engagierten, qualifizierten und intelligenten Menschen besteht

aber eben diese engagierten, qualifizierten und intelligenten Menschen sind Manager !

Deine Aufgabe besteht also nur darin, dafür zu sorgen, daß die richtigen Menschen im Mangement sitzen
Deine Kritik am 'System' ist nicht zielführend
und Du wirst niemand auf der Straße damit erreichen


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scilla
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Re: Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von scilla »

Ralf hat geschrieben:
21.06.2020, 14:08
Vermutlich können die Läden in den Cities auch wegen der hohen Mieten nicht mit dem Onlinehandel mithalten, vom Angebot ganz zu schweigen. Ich denke, längerfristig wird der Raum genutzt für Wohnungen und Büros.
die Städte kämpfen gegen den Leerstand
und die aktuelle Idee ist, die Innenstädte autofrei zu machen
Deutlich vor 2030 müsse der Bereich innerhalb des City-Rings autofrei sein, sagte Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn der Deutschen Presse-Agentur: "Wir wollen eine autofreie Innenstadt. ...
... die Zufahrt zu den Parkhäusern solle weiterhin möglich sein, so OB Kuhn.

www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttember ... 39042.html
ich stelle mir vor, daß es verschiedene Gruppen von Menschen gibt,
welche verschiedene Gründe haben, eine Stadt aufzusuchen

1) da gibt es die Spaziergänger, die von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, von Schaufenster zu Schaufenster schlendern
und garantiert keine Autos oder Absperrungen in ihrer Fußgängerzone sehen wollen

2) da gibt es die Kneipengänger, die abends im Freien auf der Straße ohne Autos und ohne Sperrstunde sitzen wollen

3) da gibt es die spezialisierten Kunden, welche überregional bedeutsame Geschäfte frequentieren
und hierfür gerne einen Fußmarsch in Kauf nehmen

4) da gibt es die Schaulustigen, die sich gerne zeigen, im Cafe palavern und an der Promenade Luxus-Autos sehen wollen

5) da gibt es die Faulen, die keinen Meter zuviel laufen wollen und für ihr Auto einen Parkplatz suchen

6) da gibt es die Lieferanten, welche mit dem Lieferwagen zu den Geschäften müssen

........

von den 6 Punkten sind drei Punkte pro und drei Punkte contra Auto

eine Stadt kann das nur lösen, indem sie unterschiedliche Gebiete in der Innenstadt ausweist,
in denen der Lärmschutz und der Autoverkehr unterschiedlich geregelt sind

die Bewohner müssten sich darauf einstellen und notfalls umziehen
(und das ist die Krux)


Benutzer 51 gelöscht

Re: Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von Benutzer 51 gelöscht »

Früher gab es was Schönes, das hiess Straßenbahn. Eine Blechkiste auf Schienen mit Holzbänken. Man konnte rausgucken.
Für mich war das immer ein kleines Erlebnis.
Heute schiessen sie einem durch dunkle Röhren und es ist sauteuer. In den Ecken ist Pisse oder anderes nicht Erfreuliches.
Hihi, wer weiss noch was ein Schaffner ist ?!

Wenn man in der Stadt wohnt, ist es ja praktisch, wenn man dort auch was kaufen kann. Wohnt man ausserhalb, ist der Aufstand zu groß, extra ins Labyrinth zu fahren. Besser wird das bestimmt nicht, egal was die in der Stadt ändern.

[mention]willi uebelherr[/mention]
Wir brauchen aber keine Spekulation, sondern Substanzerhaltung und pflege, zumindest dann, wenn das Gebaeude es verdient. Wer soll darueber entscheiden? Natuerlich die Bevoelkerung dieser gemeinde.
Das funzt nicht, da die Gemeinden ja immer zu wenig Geld haben. Man muss auch nicht jedes Gebäude erhalten, wenn sich der Zweck ändert oder es überaltert ist.

Wenn der Preisaufschlag wegen hohen Mieten und Nebenkosten höher wird als das Porto bei der Online-Bestellung, dann ändert sich das Kaufverhalten. Wenn ich etwas suche, ist es für mich nicht sinnvoll, jede Menge Läden abzuklappern.


Benutzer 51 gelöscht

Re: Karstadt-Kaufhof(-Hertie-Quelle) macht dicht

Beitrag von Benutzer 51 gelöscht »

Ergänzung:
Früher gab es ein großes Angebot in den Kaufhäusern.
Durch die Schnellebigkeit und Vielfalt der Produkte ist ein Kaufhaus aber heute nicht mehr in der Lage alles anzubieten.
Dies führt zur Reduzierung des Angebots oder Wegfall von Abteilungen. Wenn ich dort nicht bekomme was ich suche, gehe ich auch nicht mehr hin. Beratung ist ja auch nicht mehr wie früher, da überall gespart wird.
Suche ich z.B. einen Fernseher informiere ich mich im Netz oder im Fachhandel. Fachhandel ist ausserhalb der Stadt und hat kostenlose Parkplätze direkt nebendran.

Irgendwann war es angesagt, eigene Immobilien zu verkaufen und sie dann zu mieten. Das sparte Geld. Eine Idee von Betriebswirten ? Mittlererweile rächt sich das, und die Mieten werden zu hoch.

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