Arbeit und WirtschaftOciel Alí López: Maßnahmen zur wirtschaftlichen Öffnung in Venezuela: Stabilisierung oder Demontage?

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willi uebelherr
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Ociel Alí López: Maßnahmen zur wirtschaftlichen Öffnung in Venezuela: Stabilisierung oder Demontage?

Beitrag von willi uebelherr »

Maßnahmen zur wirtschaftlichen Öffnung in Venezuela: Stabilisierung oder Demontage?
Ociel Alí López, uebers. Susanne Schartz-Laux, 15.05.2020
https://amerika21.de/analyse/239838/ven ... e-oeffnung

Las medidas de apertura económica: ¿Estabilización o desmantelamiento?
Ociel Alí López, 14.03.2020
https://rebelion.org/las-medidas-de-ape ... elamiento/

Liebe freunde,

Ociel Alí López aus Venezuela hat diesen Text im Portal Rebelion veroeffentlicht und versteht sich somit als "Linker". Es gibt nur wenig AutorInnen dort, die sich wirklich mit den oekonomischen Grundlagen beschaeftigen. Zu sehr wird auf eine substanzlose politische Reflektion gesetzt.

Aber Ociel Alí López, den ich vorher nicht kannte, macht eine schonungslose Analyse ueber die Lebensbedingungen in Venezuela fuer die Allgemeinheit. Fuer die Eliten gab es nie ein Lebensproblem. Auch nicht aus dem Kreis der PSUV, der "regierenden" Partei. Und auch da gilt, dass wir niemals politisch souveraen agieren koennen, wenn wir oekonomisch von aussen abhaengig sind.

Hugo Chavez war sich dessen sehr bewusst, aber nicht in der Lage, eine Transformation einzuleiten, um die oekonomische Unabhaengigkeit in Venezuela entstehen zu lassen. Viel zu sehr hat er auf den parasitaeren Staatsapparat gesetzt, der notwendig immer Korruption und persoenliche Bereicherung zu seinem Wirkungsprinzip macht.

Ociel Alí López spricht dies nur indirekt an. Meine Erfahrungen an der UCV (Universidad Central Venezuela in Caracas, er arbeitet dort) zeigten mir schon damals die Abgehobenheit und die politischen Echokammern dort, die sich nie um stabile Lebensgrundlagen fuer Alle in Venezuela einsetzten. Deswegen war die Bewegung der Comunas, Gemeinden mit ihrer eigenen lokalen Oekonomie, dort auch nie ein Thema.

Heute scheint sich der Fokus auch ganz offen auf Geldfluesse zu konzentrieren, die natuerlich wegen der mangelnden eigenen technischen Infrastrukturen sich notwendig auf den Import fokusieren. Das Grunddilemma in Venezuela und ganz Latein Amerika.

Hugo Chavez wie auch Evo Morales wussten sehr genau, dass dies ihr schwacher Punkt ist und das Einfallstor fuer externe Akteure. Die eigene Schwaeche ist immer der Ansatzpunkt fuer die externen Raeuberbanden.

Wenn wir den Gesetzen der Regional Oekonomie, auch National Oekonomie genannt, folgen, dann ist der Importzwang immer die Basis fuer einen Exportzwang. Deswegen muessen wir an der Importabhaengigkeit ansetzen, weil das haben wir in der Hand. Import/Export zwingen uns, uns auf die externen Geldsysteme zu beziehen, die wir nicht beeinflussen koennen, weil sie aus der US-Dollar Hegemonie ueber Spekulation definiert sind.

Wenn wir diesen Aspekt nun diesem Text gegenueberstellen, dann sehen wir natuerlich nichts substanzielles. Es bleibt einer Beobachtung von Beobachtern verhaftet. Und obwohl der Autor am Ende darauf hinweist, zeigt doch der gesamte Text die absolute Orientierungslosigkeit, die sich letztlich nur noch auf moralische Kategorien stuetzen kann. Fuer poessionelle Okonomen ueblich, fuer die Stabilitaet unserer materiellen Lebensgrundlagen fuer Alle allerdings nutzlos.

mit lieben gruessen, willi
Asuncion, Paraguay

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