Erziehung und Bildungzum Gehorsam

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willi uebelherr
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zum Gehorsam

Beitrag von willi uebelherr »

Liebe freunde,

nachdem nun Hans ([mention]HCGuth[/mention], unser 'autoritaerer Philosoph" ohne Bestand und Substanz, die beginnende debatte aus seinem "hoechst persoenlichen Raum" mit egoistischer Effizienz beendet hat, greife ich nun in diesem Themenkomplex "Erziehung und Bildung" die Frage von [mention]Lotte[/mention] auf: Ist der Gehorsam das konstituierende Element zur Herausbildung elitaerer Herrschaftsformen?

Fuer mich spricht vieles dafuer. Kinder mit eigener Erfahrung von Selbstorganisation werden alls jaehzornig, als widerstrebend, vielleicht manchmal als AHDS-krank behandelt und gezuechtigt. Ich habe es selbst erlebt.

Die Schule, beginnend mit 5-7 jahren, hat die Aufgabe, die Elemente der Selbstorganisation der Kinder zu zerstoeren und ihnen Gehorsam beizubringen. So auch der begriff "Erziehung". Das Hinziehen. Der zentrale kritikpunkt der freien Paedagogik, der sich schon Wilhelm Humboldt zuwandte.

Wir, die ueberzeugten Anhaenger der freien Paedagogik, sind also auch historisch nicht allein. Sokrates mus\ste verschwinden, mit oder ohne Giftbecher, weil er in der Jugend seine besten freunde seines freien denkens fand. und bestimmt gibt es noch so viele andere davor, von denen wir noch gar nichts wissen.

Das christentum hat den gehorsam zur leitschnur gemacht und dafuer die 2000 jaehrige christliche Inquisition initiiert und organisiert. Das freie Denken ist der Hauptfeind aller Herrschaftsformen, die nur auf Gehorsam gruendend funktionieren kann.

Praesident Rodriguez de Francia hat es symbolisch als fehlenden Halswirbel erklaert, weshalb die menschen in Paraguay schon damals immer geduckt und gebueckt umher liefen. Er war sehr von der franzoesischen Revolution inspiriert. Francisco Miranda in venezuela, ebenfalls aus der franzoesischen Revolution gewachsen, wurde von Simon Bolivar an die Spanier ausgeliefert, weil er nicht gehorsam ihm gegenueber war.

Karl Marx hat alles getan, um die 1. Internationale zu zerstoeren, weil sie nicht ihm gehorsam gegenueber waren, sondern sich mehrheitlich Michail Bakunin zuwandten.

Es geht also gar nicht nur um stabile positive Alternativen, die aus dem freien Denken entstehen koennen, sondern um die Einhaltung und Unterwerfung unter gesetzte Grenzen, die von manchen, die sich als die Leithammels waehnen, konstruiert werden.

Wir muessen schnell sein, um die leeren felder zu besetzen, um dann die leithammels spielen zu koennen. Ist dies der grund fuer so manchen panischen Aktivismus? Die Narrative zu bestimmen, um dann Gehorsam einfordern zu koennen?

Die demokratische Selbstorganisation, ein wildes Leben mitten in der Monotonie des Gleichschritts und des gehorsams, ist mit Sicherheit das furchtbarste, waqs den sich gesetzten Eliten ueber den Weg laufen kann. Nichts bleibt stabil, was nicht der Vernunft zugaenglich ist.

Ist nun Gehorsam praktizierte Vernunft? Das haengt von den Zielen ab. Wenn wir stabile materielle Lebensgrundlagen fuer Alle anstreben, ist gehorsam hoechst unvernuenftig. Wenn wir uns unserem urspruendlichem Egoismus uebergeben und im Schlepptau mit den Kruemeln und Resten zufrieden sein wollen, dann ist der Gehorsam tatsaechlich vernuenftig.

So betrachtet ist es eine frage der Ziele, denen wir uns stellen. Aber auch hier taucht der Gehorsam auf, wenn wir ihn verinnerlichen und so schon in unserem Kopf, in unserem "freien Geist", der Gehorsam zum gesetzten Denkraum uns das betreten der freien Raeume verbietet.


Lotte
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Re: zum Gehorsam

Beitrag von Lotte »

Die Stoffsammlung fortführen möchte ich mit der Pathologie: Alkoholeltern sowie sexuelle Gewalt wie auch Bulimie haben als eine stabile Säule der Krankheit beim Betroffenen das Schweigen darüber. Der Gehorsam gegenüber den Tätern, wo das Schlimmste der "Verrat" ist. Kompensiert wird mit Drogen. Heilung geht nur über Offenheit und Sprechen.

In der Geschichte junger Schizophrener, die oft im Doublebind gefangen sind, ist das Schweigen ebenfalls Bedingung und die "Patienten" werden darob von unstillbarer Wut ergriffen.

Die Etikette des guten Benehmens wäre nicht zu unterschätzen, in die ganze Generationen hineinsozialisiert werden, immer korrekt, höflich und kontrolliert. Triebunterdrückung ist oberstes Ziel. Die Konvention der Gruppe ist ein nonverbales Druckmittel - die Ausgrenzung existentiell. Bei Amish und Zeugen Jehovas ist die Strafe bei Vergehen das Kontaktverbot mit der Gruppe - bis zum gemeinsamen Essen und Sprechen aus allem ausgeschlossen. Eine furchtbare Strafe für Menschen, die nur diese Gruppenkontakte haben.

In meiner Beamtenkarriere wurde "loyal" als Pflicht immer als unterordnenden Gehorsam verstanden - obwohl Tyrannenmord ebenfalls Loyalität beweist, zum System z.B. Dieser Widerstand kam keiner meiner Kolleginnen in den Sinn. Gehorsam wurde gelobt.

Watzlawick sagt zu den Zonen des Denkens: Die nur dem Menschen eigene Ebene des Warum und des Sinns (Prämissen 3. Ordnung) bedingt die Fragen zu stellen. Dort ist auch der Sitz der Therapie und Veränderung. Menschen, die das für sich in Anspruch nehmen, seien nicht unbedingt beliebt.

Die politisch autoritäre Gewalt setzt sich als im Individuum verankerte Emotionen fest. Das ist das Gefährliche, was schwer aufzubrechen ist. Man sieht das bei der Wutbürgerbewegung. Ungezielte affektive Ausbrüche irgendwo nach "oben". Aber kaum in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. Nur schreien wollen. Ich halte das für pubertär. Ein wichtiges Zeichen in der heutigen Zeit. Früher war der Spießer von uns angeekelt: "Wasch dich und geh arbeiten." Sauberkeit halte ich neben dem GEhorsam für das zweite hochneurotische Gebiet. Die extra so gemachten dreckigen, zerlumpten KZ-Insaßen als Untermenschen dargestellt, als Tiere, die man wegschießen darf, sitzt tief im kollektiven Gedächtnis.

Mal so weit. Ich ahbe die Frage gestellt, weil ich nicht weiß, wie tief das geht und somit in direktem Zusammenhang mit politischer Arbeit steht.

Denn der Ungehorsam, der sich zeigt, hat noch nicht stark in die politischen Bahnen gefunden.


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willi uebelherr
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Re: zum Gehorsam

Beitrag von willi uebelherr »

"Denn der Ungehorsam, der sich zeigt, hat noch nicht stark in die politischen Bahnen gefunden."

Doch [mention]Lotte[/mention], er zeigt sich ausschliesslich im Politischen und muss erst noch gruendlicher werden, um sich auch im oekonomischen zu zeigen, weil nur dort kann er seine Kraft entfalten um dann das Politische umzukrempeln.

Ich halyte es nicht fuer sinnvoll, sich auf die Wenigen, die ausgeschlossen und/oder gestrandet sind, sich zu konzentrieren. Nach moralischen Masstaeben mag es berechtigt sein. Nur, ich bin kein freund der Moral, sondern der Ethik.

Die notwendigen Veraenderungen koennen niemals die Gescheiterten erwirken. Das klingt hart, aber es ist so. Und kommunale Reserven muessen entstehen, um sie zu schuetzen und unterstuetzen bei ihrer Gesundung. Atomisierte gemeinschaften, die letztlich nur ein Haufen von Egoisten sind, koennen das nicht. Nur starke Gemeinschaften und damit notwendig oekonomisch weitestgehend unabhaengige Gemeinschaften koennen das.

Schau dir Hans ([mention]HCGuth[/mention]) an. Er ist ja voellig gescheitert und hat keine Perspektive. Derer gibt es sehr viele ueberall auf unserem Planeten. Und sie alle scheuen sich davor, zum Kern vorzustossen und lieben das Geschwaetz um Nichts im Sinne von Hegel. Ein freund von mir hat eine Promotion in Philosophie mit dem Thema "Ueber das Nichts bei Hegel" geschrieben. Er war damals politischer aktivist bzw. nannte sich so. Wie kommt ein Vernunft-Orientierter Mensch auf solche Gedanken? Geht doch gar nicht. Das ist ausschliesslich der Raum des Irrationalen, wo "jeder Lump" sich rumtreiben kann. Der "Lump" kommt von Albert Einstein aus den 50er jahren zur theoretischen Physik. Da sehen wir das gleiche.

Und mit theologischen Dogmatismen will ich jetzt gar nicht anfangen. So tief im Sumpf bin ich zum Glueck noch nicht.


scilla
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Re: zum Gehorsam

Beitrag von scilla »

die Kinder sind dem Erziehungsstil gegenüber von Natur aus viel zu vertrauensselig,
denn sonst würden sie sich viel stärker wehren, wenn sie für etwas mißbraucht werden sollen

die Jugendlichen mucken stärker auf, aber sie sind dafür viel leichter indoktrinierbar
(weniger von den Eltern als vielmehr von der Mode)

die jungen Erwachsenen schließlich sind eigentlich schon volljährig,
aber weiterhin die bevorzugte Zielgruppe der Fernsehreklame

erst die Erwachsen begreifen, an welcher Stelle in ihrem Leben sie mißbraucht wurden,
wobei diese Erkenntnis dann aber nicht automatisch zum richtigen Verhalten führt

CANETTI erklärt in 'Masse und Macht', warum auch Erwachsene, die es besser machen wollen, häufig daneben liegen
CANETTI

Die Erziehung des Soldaten beginnt damit, daß ihm viel mehr verboten wird als anderen Menschen.
Auf die kleinsten Übertretungen stehen schwere Strafen.
Die Sphäre des Nicht-Erlaubten, mit der jeder als Kind schon vertraut gemacht worden ist, erweitert sich für den Soldaten ins Riesenhafte.
Mauern über Mauern werden um ihn errichtet; man leuchtet sie für ihn ab, man lässt sie vor ihm wachsen.
Ihre Höhe und Strenge kommt ihrer Deutlichkeit gleich.
Es ist von ihnen immer die Rede, er kann nicht sagen, daß er sie nicht kennt.
Er beginnt, sich so zu bewegen, als ob er sie immer um sich fühlte.
Das Eckige des Soldaten ist wie das Echo seines Körpers auf ihre Härte und Glätte ...
Die Disziplin macht das Wesen der Armee aus.
Aber es ist zweierlei Disziplin, eine offene und eine geheime.
Die offene ist die des Befehls... Aber diese manifeste Disziplin ist nicht alles.
Es gibt daneben eine, von der er nicht spricht und die sich auch gar nicht zeigen soll, eine geheime ...
Es ist die Disziplin der Beförderung ...
Dient er als einfacher Soldat, auf der niedrigsten Stufe der militärischen Hierarchie, so ist ihm jede Gelegenheit versagt, seine Stacheln loszuwerden, denn er selber kann keine Befehle erteilen ...
Sobald er befördert ist, hat er selbst zu befehlen ... Seine Stacheln kommen nun als Befehle zum Vorschein.
dazu kommt, daß die Erwachsenen aufgrund ihrer monotonen und langen Arbeit zunehmend geistig und mental verkümmern
(diese Schwäche nutzen die Demagogen aus)

so können sich kranke, unreife Menschen an der Macht halten,
obwohl sie willkürlich herrschen und dem Land, der Gesellschaft schaden
CANETTI

Der Befehl ist älter als die Sprache, sonst könnten ihn Hunde nicht verstehen ...
Zum Befehl gehört es, daß er keinen Widerspruch erlaubt. Er darf nicht diskutiert, nicht erklärt oder angezweifelt werden.
Er ist knapp und klar, denn er muß auf der Stelle verstanden werden. Eine Verzögerung in der Aufnahme beeinträchtigt seine Kraft.
Mit jeder Wiederholung des Befehls, die nicht von seiner Ausführung gefolgt ist, verliert er etwas von seinem Leben ...
Jeder Befehl besteht aus einem Antrieb und einem Stachel.
Der Antrieb zwingt den Empfänger zur Ausführung, und zwar so, wie es dem Inhalt des Befehls gemäß ist.
Der Stachel bleibt in dem zurück, der den Befehl ausführt ...
Unverändert wird er wieder ausgestoßen, aber die Gelegenheit muß dazu da sein; die neue Situation, in der er sich ablöst, muß der alten, in der er empfangen wurde, zum Verwechseln ähnlich sein.
Das Wiederherstellen solcher früherer Situationen, aber in Umkehrung, ist eine der großen Quellen seelischer Energie im Leben des Menschen.
Der 'Ansporn', wie man so sagt, dies oder jenes zu erreichen, ist der tiefste Drang, an Befehlen loszuwerden, was man einmal empfangen hat.
Nur der ausgeführte Befehl läßt seinen Stachel in dem, der ihn befolgt hat, haften.
Wer Befehlen ausweicht, der muß sie auch nicht speichern.
Der freie Mensch ist nur der, der es verstanden hat, Befehlen auszuweichen,
und nicht jener, der sich erst nachträglich von ihnen befreit.


scilla
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Re: zum Gehorsam

Beitrag von scilla »

der Vorgesetzte macht einen Vorschlag:
'wenn Du mit mir schläfst, dann bekommst Du von mir den Job'

zur Rede gestellt, kommt als Ausrede:
'wir alle prostituieren uns doch in der Arbeit,
weil wir Dinge tun müssen, die wir sonst nicht tun würden'

'ich selber habe den Job damals auch nur deshalb bekommen,
weil ...'


Lotte
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Re: zum Gehorsam

Beitrag von Lotte »

Ich trenne zwischen der entwicklungspsychologischen Entwicklung bis Ende der Pubertät und der politischen. Wo sich bezüglich Gehorsam Schnittstellen ergeben, muss diskutiert werden.

Mein Thema ergibt sich durch mich. Von einem relativ rebellischen Geschöpf mit masochistischem Einschlag der mangelnden Wehrhaftigkeit gegen Obrigkeit im persönlichen Bereich, stelle ich nach Therapieerfahrung fest:

Wir kommen aus einer Entwicklung, die gesellschaftlich wie biographisch definiert ist. Mein persönliches Trauma ist der Faschismus und ich frage mich, ob das nicht alle meiner Generation haben und ob wir in unserer politischen Arbeit zu ungenau hinsehen, was notwendige Schritte wären.

Meine 4 Großeltern sind zwischen 1885 und 1899 geboren, in Arbeitermilieu und Krämerladen. Die Arbeiter waren gehorsame saubere anständige Mitläufer, der Opa schon in Verdun überlebt, 3 Söhne - wovon der Älteste mit 4 Jahren an Diphterie starb, 1919, der Zweitälteste an der Ostfront vermisst wurde, mit 29 Jahren. Der JÜngste, mein Vater, kam körperlich gesund, psychisch krank von der Ostfront zurück.
Die anderen kamen aus der Gosse, mein Opa, dessen Familie nie erwähnt wurde, der Schlosser lernte, eine Maschinenfabrik gründete, ein Kriegsgewinnler wurde und in die NSDAP eintrat. Einer wie Stauffenberg, der sich ab 1942 distanzierte. Er schlug sich dann 1945 unter Lebensgefahr als Feuerwehrkommandant durch die Linien und übergab die Stadt den Franzosen zur Kapitulation. Sein Kollege, der die Absicht der SS mitteilte, wurde erhängt. Aus dem Krämerladen kam seine Frau, meine Oma. Aufstrebender Handwerksmittelstand.

Meine Eltern(1919 und 1925 geboren) waren bei Kriegsende 20 und 25 Jahre alt. Sie heirateten 1952 und wohnten solange bei ihren Eltern, typisch damals für diese Generation. Es gab keine Wohnungen und kein Geld. Man nennt diese Generation die "verlorene Generation". Jugend und Adoleszenz in Faschismus und Krieg. Ideologischer Bruch ohne Aufarbeitung in die Demokratie. Sekundärtugenden des Faschismus von autoritärer Persönlichkeit über Sauberkeit, Unterordnung, Gehorsam und Drill. Eine sadomasochistische Persönlichkeit.

Ich wuchs in einer Idylle mit einigen Kratzern von zerstrittenen Eltern auf, aber wohlhabenden Großeltern mit Privatgrundstück am Bodensee - da konnte man die sadistische Schule vergessen. Ich wusste nix von Juden, Faschismus und bekam nur als Älteste die Kriegserzählungen meines Vaters mit. Mein Zusammenbruch samt Desillusionierung begann mit 15 Jahren.

Erst spät in meinem Leben begriff ich ihre verborgene Trauer eines nicht-selbstbestimmten Lebens. Im Gegensatz zu jüngeren Personen hatten sie ein Bewusstein gehabt über den Krieg, die Verfolgung und das Unrecht. Sie waren auf ihrem Niveau immer politisch an der Aufarbeitung interessiert, a ber nie links. Ich verstand auch ihre Unfähigkeit, gegen ihre Eltern zu rebellieren. Sie blieben bis zu deren Tod die gehorsamen Kinder - die Rebellion übernahm ich, die als erstes Enkelkind geboren wurde. "Alles für die Kinder" war das Motto dieser düsteren 50er Jahre und miefigen 60er. Karriere, Aufstieg und Bildung - da kam der Sputnikschock gerade recht, dass solche wie ich viel eher auf das Gymnasium konnten als sonst. Anpassung an bürgerliche Normen: neben dem obligatorischen Sport noch Ballett, Klavier, Tennis. Was sie nicht erreichen konnten, sollen wir tun. Unsere Chance, aber in Wirklichkeit ihre Chance.
Es war d ie Zeit der Ratzingers - Mißbrauch, Gewalt, Unterdrückung in Heimen, Familien und der katholischen Kirche. Sadomasochismus pur. Ein spektakulärer Fall im Haus mir g egenüber: eine Sekte schlug über 2 Jahre ein Schweizer Mädchen tot, weil sie renitent war. Als die Täter - Mann und Frau - aus der langen Haft kamen, schlugen sie gleich noch die Haushälterin tot. Innerhalb 3 Jahren. Das war der Zeitgeist.

Das BÖSE musste totgeschlagen werden. Der Trieb unterdrückt. Rebellion erstickt. Widerspruch nicht geduldet. Mein Vater ließ mich stundenlang sitzen, weil ich mich weigerte, Rosenkohl zu essen. Meine erste Demo mit 17 in 1970 ging für Kriegsdienstverweigerung, wo die Polizei 4 ältere Faschisten gewähren ließ, die mit abgeschlagenen Bierflaschen einen einsamen Infostand, an dem wir zu zweit standen, angriffen. Erst als sie zufällig einen Kripobeamten in Zivil erwischten, griff der ein.

Wir waren aber eine Minderheit. Die Mehrheit rebellierte nicht wirklich im Sinn von grundständig. Die Sekundärtugenden wurden beibehalten, das leben ein bisschen geliftet. Als Niklas Frank ein Buch über seinen Vater schrieb, der als Schlächter von Polen bekannt und als Kriegsverbrecher 1946 hingerichtet wurde, und in diesem Buch 1987 als Sohn harte Bilanz über diese Eltern zog, entwickelte sich ein Sturm in der BRD.

"1987 sorgte Niklas Frank mit dem Buch Der Vater. Eine Abrechnung für Aufsehen. Frank rekonstruierte das Leben seines Vaters aufgrund jahrelanger Recherchen, in deren Verlauf er das ungeheure Ausmaß von dessen Verbrechen erkennen musste. Das Buch wurde zunächst als Serie mit dem Titel Mein Vater, der Nazimörder im Stern veröffentlicht und löste heftige Kontroversen aus, u. a. weil er darin behauptete, als Jugendlicher zu der Vorstellung, wie sein Vater gehängt worden sei, aus Hass auf ihn masturbiert zu haben.[1]

Es ist ein außergewöhnliches Dokument schonungsloser Offenheit eines Sohnes der Person und den Verbrechen seines Vaters gegenüber. Niklas Frank schreibt dazu:

„Es gibt Väter, die zeugen einen täglich neu. So, wie der meine mich. Ich schlug mich mit ihm herum, ein Leben lang. Erst innerlich. Dann exhibitionierte ich, schrieb einen wüsten Text, ungefiltert durch bürgerlichen Geschmack, genau so ekelhaft, wie deutsche und österreichische Bürger während des ‚Dritten Reiches‘ ihren Verbrechen nachgingen, oder Hitler und seine Verbrecher schützten, stützten, verehrten, liebten – und die große Zeit bis heute nicht vergessen haben. (…) Wenn man seinen Vater verfolgt, wie ich, wenn man in sein Hirn hineinkriecht, wie ich, wenn man seine Feigheiten studiert, und sie wieder findet, wie ich bei mir, wenn man bei den Recherchen sieht, welch Gierzapfen meine Mutter war, wie sie das Generalgouvernement Polen als Supermarkt auffasste, in dem sie als ‚Frau Generalgouverneur‘ die Preise selbst bestimmen konnte, wenn man, wie ich mit ihr, durch die Gettos fuhr und Pelze auflud aus den jüdischen Geschäften, deren Inhaber fälschlicherweise glaubten, durch Brigitte Frank ihr Leben retten zu können, dann kann aus all dem Leid und Hass zwischen den Leichenbergen nur eines entstehen: Die Groteske.“


https://de.wikipedia.org/wiki/Niklas_Frank

Niklas Frank ist heute 80 und macht Aufklärung in Schulen. Praktisch Anfang der 90er war die bundesdeutsche Bevölkerung in einer Schutzhaltung gegenüber dem Faschismus, den Tätern, den Eltern und dem eigenen Volk. Frank war der Verräter, der Nestbeschmutzer, das Schwein - so schallte es durch die BRD. In dieser Zeit stand ich einmal an einem völlig harmlosen Frauenstand, da kam einer - es war das einzige Mal - sah mich an und sagte nur einen Satz in meine Augen: "Du gehörst vergast." Er war viel jünger als meine Eltern. Und er meinte es so ernst, dass ich plötzlich spürte, wie dünn die Kruste war, auf der ich in dieser Demokratie stand und wie schnell die weg sein könnte.

Ich frage also noch heute, wie stark der Faschismus im deutschen Volk verankert ist - und eben nicht in den Rechtsrextremen. Wie groß ist die Gefahr eines Hochbrechens des Sadomasochismus, der die Grundbegleitung ist - egal ob Zionismus, Islamischer Staat oder Faschismus. Ein bürgerlicher Freund von mir vertritt die These der anthropologischen Konstante: Sadomasochismus ist dem Menschen zugehörig, wird nur innerhalb der Epochen unterschiedlich ausgelebt.

WEnn ich die emotionalen Grundbefindlichkeiten anschaue: Drogen, Sucht, Mißbrauch aller Arten, Sadomasochismus in Sexpraktiken, Mobbing und Gewaltexzesse gegen Schiedsrichter, Sanitäter, Polizei - wo sind noch irgendwelche Normale? Wer so manipuliert ist, kann keinen kollektiven Sozialismus denken oder gar handeln. Er landet immer bei den faulen Kompromissen des neoliberalen Systems. Sie auch.Natürlich die DDRler auch.

https://www.youtube.com/watch?v=oz-DO6uMVlg


Lotte
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Eine kleine Geste mit großen Wirkungen

Beitrag von Lotte »

Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt - eine kleine Geste mit großen Wirkungen -


https://www.ardmediathek.de/ard/video/b ... 2ExNjU4OTg


scilla
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Re: zum Gehorsam

Beitrag von scilla »

Lotte hat geschrieben:
02.07.2020, 13:54
Wie groß ist die Gefahr eines Hochbrechens des Sadomasochismus, der die Grundbegleitung ist - egal ob Zionismus, Islamischer Staat oder Faschismus. Ein bürgerlicher Freund von mir vertritt die These der anthropologischen Konstante: Sadomasochismus ist dem Menschen zugehörig, wird nur innerhalb der Epochen unterschiedlich ausgelebt.
die zu verhindernde anthropologische Konstante ist die Zweiklassengesellschaft

George Orwell warnte davor in einer Fabel
ORWELL - animal farm

alle Tiere sind gleich, aber die Schweine sind gleicher
(all animals are equal, but some animals are more equal than others)
Julius Evola war dagegen ein Schwein
EVOLA - Menschen inmitten von Ruinen

Doch auch, wenn man die Familie in einem rein naturverbundenen Sinn auffaßt oder so, wie sie sich heute mehr oder weniger darstellt, ist das Bildungsprinzip der eigentlichen politischen Gemeinschaft in einem ganz anderen Rahmen als dem der Familie zu suchen:
Es muß auf der Ebene der Männerbünde gesucht werden ...

Zu allererst gibt es da eine besondere Heiligung, nämlich die eines Mannes, der 'einen Niveauwechsel vollzogen hat' durch seine Loslösung von der rein natürlichen und vegetativen Ebene. Seine Ergänzung findet er in der Macht, das heißt dem Befehlsprinzip in der Hand des 'Männerbundes' ...

Dann bricht diese Linie, und der Verfall der Staatsidee, der parallel zum Verfall und zur Verdunklung des reinen Prinzips der Souveränität und der Autorität eintritt, findet seine Abschluß in der Umkehrung, durch die die Welt des demos, der materialisierten Massen, auftaucht, um den politischen Bereich zu erobern.
Das ist auch der tiefste Sinngehalt jeder Form von Demokratie im ursprünglichen Sinn des Begriffes und mit ihr ebenso eines jeden 'Sozialismus'.
Beide sind ihrem Wesen nach Anti-Staat, Niedergang und Verunreinigung des politischen Prinzips.
Mit diesen vollzieht sich auch der Übergang vom Männlichen zum Weiblichen, vom Geistigen zum Materiellen und unterschiedslos Vermischten.
Das ist eine Rückentwicklung ...

Auf der einen Seite steht eine Masse, bei der, abgesehen von wechselnden Gefühlen, immer mehr oder weniger diesselben elementaren Instinkte und dieselben an die physische und hedonistische Ebene gebundenen Interessen wirken werden.
Auf der anderen Seite stehen Menschen, die sich völlig von den ersteren unterscheiden, da sie Träger einer ganzen Legitimität und Autorität sind, die sich aus der Idee und der strengen, überpersönlichen Treue zu ihr ergibt.
der deutsche wikipedia-Eintrag verschweigt dies alles
en.wikipedia.org/wiki/Julius_Evola

a) he was a proponent of the Männerbund concept as a model for his proposed ultra-fascist "Order"
b) fundamental influence of Otto Weininger's book Sex and Character
c) Unlike Weininger, Evola believed that women needed to be conquered, not ignored.
d) sadism and masochism "are magnifications of an element potentially present in the deepest essence of eros."

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