Weitere ThemenLinks und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

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Alraune
Beiträge: 1
Registriert: 08.05.2020, 14:03

Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von Alraune »

Ich finde das auf jeden wichtig zu besprechen, danke für das Thema!

Ich persönlich stimme dem TE zu. Wir die wach sind und uns um Hintergründe bemühen, sollten uns zumindest nicht an links und rechts aufhalten. Womöglich hört man vernünftige Argumente nicht, nur weil man wegen Vorurteilen den anderen vorverurteilt. Schön wäre wenn wir uns mehr um Argumente dafür als trennendes kümmerten. Ich habe das Gefühl, dass die Presse das auch immer wieder versucht indem sie eher Trennendes darstellt.

Wir kämpfen doch für die Menschheitsfamilie und Meinungsfreiheit und nicht gegen unseren Nachbarn nur weil er grüne Haare hat oder etwas, was nicht komplett unserem eigenen perfekten Weltbild entspricht.


Ernesto_Guevara
Beiträge: 4
Registriert: 08.05.2020, 18:54

Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von Ernesto_Guevara »

Wir müssen ganz klar gegen Rechts abgrenzen,gegen Rassismus,Antisemitismus und Sexismus.Wir brauchen keine neue AFD


Tim
Beiträge: 2
Registriert: 08.05.2020, 22:43
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Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von Tim »

Ich sehe das ganz ähnlich wie Thomas.
Persönlich ziemlich weit links einzuordnen, habe ich aber Toleranz gegenüber anderen Meinungen und finde, dass man für ein gemeinsames Ziel auch mal (ein Stück weit) über den eigenen Schatten springen kann. Wohl gemerkt habe aber auch ich eine Schmerzgrenze. Aber jeder hat Aspekte in seinen Ansichten, die andere nicht teilen, das ist ganz normal. Diese sollten aber bei einem gemeinsamen Ziel erstmal keine Rolle spielen.
Ein Bewusstsein für verschiedene politische Richtungen sollte dabei nicht gänzlich abhanden kommen, ganz klar, das wurde hier ja auch schon öfter betont. Es behindert aber das gemeinsame Verfolgen eines Zieles, wenn man es zulässt, dass einen die eigenen, festgefahrenen Paradigmen und Vorurteile zu sehr beherrschen und sich abgrenzende oder gar feindseelige Gefühle gegenüber anderen Beteiligten aufbauen. Das führt am Ende nur zur Spaltung und das sollte nicht passieren.
Innerhalb gewisser Grenzen sollte ein auf gegenseitiger Toleranz basierter Konsens geschaffen werden können.

Oder um es anders zu sagen: Solange hier keiner offen Hitler oder Stalin feiert, kann man doch miteinander reden. ;)

Grüße,
Tim


Benutzer 155 gelöscht

Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von Benutzer 155 gelöscht »

Rechts und Links funktioniert als Bezeichnung für die Gesinnungswelt nicht mehr so wie vor mehreren Jahrzehnten.

Das merkt man bereits, wenn man heutigen linken Intellektuellen zuhört.

Wenn man sich die Merkmale von Rechts und Links aufschreiben lässt, entdeckt man, sobald man in der Realität danach sucht, dass "echte" Rechte und Linke schwer zu finden sind, und meist Mischformen unterschiedlichster Art herumlaufen.

Es stimmt wahrscheinlich, dass man rechts weit mehr Rassisten, Diskriminierer, Autoritätsförderer findet. Man findet aber auch gemässigte Leute.

Am Thema halte ich mich lieber am Wort "nötig" auf.
Die Nötigkeitssuche bietet sich erst an, wenn man ein Ziel hat.
Aufstehen hat politische Ziele, bezeichnet sich als Links, und benötigt daher als Bestandteil der eigenen Dynamik eine Gegenmasse (Rechts), die abgrenzbar ist, und als Feindbild dazu dient, die eigenen Reihen zu festigen.

Da dieses Forum offen ist, haben auch Leute Raum, denen beide Bezeichnungen in grossem Teil Wurscht sind. Und auch exotische Leute, die haarspalterisch bemerken, dass mit Sicherheit zwei gegnerische Gruppen existieren, es aber für die Gesellschaft nicht förderlich ist, wenn man Rechts und Links dazu sagt, weil dazu keine verfügbare Strategie passt.

Von hinten also angefangen:
Die Frage ist erst, wen man bekämpft.
Ich erlaube mir zu sagen, dass die Bekämpfung der AfD ein lausiges Ziel ist.


willi uebelherr
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Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von willi uebelherr »

"Die Nötigkeitssuche bietet sich erst an, wenn man ein Ziel hat."

Ja, lieber [mention]caspiat[/mention], da stimme ich sehr zur. Und auch diesem hier:
"Aufstehen hat politische Ziele, bezeichnet sich als Links, und benötigt daher als Bestandteil der eigenen Dynamik eine Gegenmasse (Rechts), die abgrenzbar ist, und als Feindbild dazu dient, die eigenen Reihen zu festigen."

Aber das lehne ich ab:
"Die Frage ist erst, wen man bekämpft."

Ich folge hier mehr:
"Wir bekaempfen nicht das Alte. Wir schaffen etwas Neues, was das Alte ueberfluessig macht."

Das erste zitat von mir bleibt davon unberuehrt. Damit geht es eigentlich darum, das Neue zu skizzieren, die grundlegenden Kriterien zu bestimmen, die wir unbedingt anwenden wollen. So stosse ich notwendig zur Frage:
"Wie wollen wir leben."

Wenn wir dafuer unsere antworten suchen, werden wir notwendig auf die konstituierenden elemente stossen, die eine lebenswerte zukunft uns ermoeglicht.


Themenersteller
Thomas
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Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von Thomas »

willi uebelherr hat geschrieben:
12.06.2020, 20:43
Ich folge hier mehr:
"Wir bekaempfen nicht das Alte. Wir schaffen etwas Neues, was das Alte ueberfluessig macht."
Dieser Satz gefällt mir sehr gut, muss ich sagen, legt er doch den Fokus nicht auf das Zerstörerische (bekämpfen), sondern auf das Schöpferische (Schaffen). Aber letzten Endes wird die Schaffung von etwas Neuem, was das Alte überflüssig macht, von vielen sicherlich trotzdem als Bekämpfung des Alten interpretiert werden. Der Unterschied liegt freilich darin, nicht problem-, sondern lösungsorientiert zu arbeiten.

So gesehen machen sich Gruppierungen selbst überflüssig, wenn sie sich Bekämpfung als Selbstzweck auf die Fahne schreiben, ohne wirklich eigene Ideen, Visionen, Konzepte, Lösungen etc. zu haben. Ein gutes Beispiel für eine derartige Gruppierung ist in meinen Augen die Antifa, die sich aus diesem Grund immer mehr zur systemgelenkten Straßenkampftruppe entwickelt.


Peter F
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Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von Peter F »

Links Rechts...
drehen wir die Zeit mal spaßeshalber so 20 bis 30 Jahre zurück und fragen uns was Links und Rechts zu dieser Zeit war.

Ultra-Rechts, Reps, NPD, Skins mit Glatze und Springerstiefeln. Das geht heute bei den Meisten Immer noch nicht.
CDU: Konservativ, Rechtsstaat, "starke und wehrhafte" Innenpolitik usw. Diese "Rechts" der CDU , wenn man es denn überhaupt so nennen darf, traf aber auf eine sehr weite Akzeptanz.

Links. Die Grünen, die zu dieser Zeit neuen PDS/ die Linken. Die SPD hatte, zumindest teilweise, zu dieser Zeit noch ihre klassische Arbeiter-Wählerschaft, wenn die damals überhaupt als links galt.
Linksextrem, Anti-AKW Bewegung, Hausbesetzung etc. dürfte da einem so einfallen.

Was ist da anders als Heute?
Zum einen die Partei mit dem A vorne und der Einzug von Massen-Kommunikationsplattformen für jedermann.
Zum anderen, ich glaube schon, das damals, und auch Heute rückblickend, die Anti-AKW Bewegung durchging.
G20/Hamburg geht natürlich immer noch nicht, aber wenn ich selbst von "Linken" höre, dass Aktionen wie die Baumbesetzung im Hambacher Forst gar nicht geht oder die Aktion mit einem Transparent an einem Kraftwerk, sagt das für mich auch so einiges aus.

Ich glaube an dieser Stelle im übrigen auch nicht, dass es damals keine Vorstellungen und Ideen gab, wie und was es für grundsätzliche und fundamentale Änderungen es geben sollte.

Man muss also doch zumindest feststellen, dass Links(extrem) und Rechts(extrem) sowohl einem gewissen zeitlichen Fluss hat, wie auch wahrscheinlich die ganz persönliche Einstellung dazu und wie extrem es für einen persönlichen sein darf. Bei letzterem spielt vielleicht auch das Lebensalter eine Rolle, und wie links bzw. rechts es aus diesem Grunde noch sein kann. Dieses beinhaltet vielleicht auch sowas wie eine insgeheime Wunschvorstellung der Gestallt, dass man die Möglichkeit etwas extremer zu sein, wegen des Alters verpasst hat.

Besonders letzteres, dass Lebensalter, sehe ich hier als etwas kritisch, bei dieser Debatte.
Gesetztere etwas ältere Damen und Herren (Wenn mancher hier das als Beleidigung auffasst ist das sein Problem ;) ) wollen festlegen, welche Relevanz die Links/Rechts Unterscheidung hat, was Links/Rechts überhaupt sein soll und was die etwas tatkräftigeren Linken und Rechten, aber eben doch Jüngere, so für Ideen haben sollen?
Lebensalter=Altersweisheit, da muss ich dann doch ein ganz großes Fragezeichen hinter setzen.

Also das kann doch nur in die Hose gehen. Da ist die Spaltung, aber in ganz anderer Form; die im übrigen auch Gruppierungen wie z.B. Aufstehen nicht gut tun wird; doch vorprogrammiert.


willi uebelherr
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Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von willi uebelherr »

[mention]Peter F[/mention], ich verstehe nicht, warum du so viel in deinem letzten beitrag um den heissen brei herumredest. Fasse es einfach konkreter:

Es geht um die Stabilitaet der materiellen Lebensgrundlagen fuer Alle in allen Regionen auf unserem Planeten. Alles, was dieses doch sehr einfache Ziel fokussiert, koennen wir locker als "links" und alles, was sich diesem ziel versperrt, locker als "rechts" bezeichnen.

Damit ist klar, dass wir als "linke" die private Kapitalakkumulation ueber die privaten Geld- und Finanzsysteme beenden. Auch klar ist, dass wir die private Aneignung gemeinschaftlicher Ressourcen beenden.

Und du sagst es ja selbst als richtig, dass wir "das Rechte" und "das Linke" ueberall antreffen. Auch die Gewerkschaften sind dominant "rechts", weil sie mit allen Mitteln die Lohnsklaverei aufrecht erhalten wollen. Das gilt auch fuer SPD und die Gruenen. Und selbst fuer "Die Linke". Und wenn es um die privaten Geld- und Finanz-Syteme geht, dann finden wir in allen Organisationen nur noch "Rechts", die dort dominieren.

Damit will ich nur deutlich machen, dass "Rechts" immer noch, bis tief in die linken kreise, dominant ist. Der ganze politische Ueberbau (Politiker, Journalisten und Akademiker) ist "rechts", weil er an seiner parasitaeren Existenzform festhalten will und damit notwendig "rechts" ist.


Benutzer 155 gelöscht

Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von Benutzer 155 gelöscht »

Lieber [mention]willi uebelherr[/mention] ,

Ich kann auch mit dem Neubau einverstanden sein. Ich hoffe, dass Du dann wieder bereit bist, meinem Nachhaken einzustimmen:
Bevor Du neue Grundlagen setzen kannst, musst Du erst das Grundstück räumen,
Und dummerweise steht da nicht ein zusammenfallender Altbau, sondern eine hochgerüstete Festung.

Leute wie ich, die vorwiegend damit beschäftigt sind auszudenken, wie man in die Festung eindringen kann, um sie zu Fall zu bringen, haben schon einige Berechtigung, auf ein paar Details hinzuweisen.

Ich beichte gerne und problemlos, dass ich für den Neubau ziemlich offen bin.
Eventuell oder wahrscheinlich bin ich bis dahin schon tot. Neugierig bin ich aber auf jeden Fall.

Ich habe mich diese letzten 8 Jahre eher mit dem Thema beschäftigt, wie man Zugriff auf das jetzige neoliberale System kriegt, ohne Gewalt anwenden zu müssen.
Mehr oder weniger, wie ein troianisches Pferd aussehen muss, und wie man es reinkriegt.

Varoufakis hat es bei den EU Wahlen mit einer Partei versucht, die sich Finanzpolitik und Wirtschaft vorgenommen hat.
Das sind Themen, die man nicht aussparen kann, aber während Die Partei zwei Sitze geschafft hat, hat Varoufakis nicht mal einen geschafft.
Und ... als Experte :) kann ich behaupten, dass die Anzahle errungener Sitze wenig hilft. Das System ist ziemlich immun gegen Wahlergebnisse.


willi uebelherr
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Re: Links und rechts – nötige Unterscheidung oder überflüssiges Spaltungsvokabular?

Beitrag von willi uebelherr »

[mention]caspiat[/mention], das Nachhaken ist nicht nur genehm, sondern auch zwingend notwendig.

Das problem mit dem gelaende sehe ich nicht, weil die festungszentren nur an wenigen orten installiert sind und ich/wir an diesen orten eh kein interesse haben.

Ich bin fest davon ueberzeugt, dass die teilnahme am politischen ueberbau keine wirkung erreicht. Das werden Diem25 wie auch Widerstand2020 erleben. Der fokus auf die Finanzsysteme ist nicht falsch. Nur habe ich bisher noch kein einziges dokument von Diem25 gelesen, das die basis dieser Finanzsysteme substanziell in frage stellt. Fuer mich ist das sehr aehnlich zu Oscar Lafontaine, Sarah Wagenknecht und Albrecht Mueller (NDS).

So bleiben die grundlagen: das fundament und die statische skelettstruktur. Sie muessen vorher bekannt sein, bevor wir anfangen koennen. Das wichtigste Instrument dafuer, dies entstehen zu lassen, ist die globale telekommunikation. Sie wird gebraucht fuer einen freien zugang zum freien Wissen und zur freien Kommunikation. Es ist nicht teil der grundlagen selbst, sondern auch instrument zu seiner entstehung.

So ist es selbst anwendung der grundlagen: die freie Nutzung gemeinschaftlicher Ressourcen. Und das geht nur, wenn die menschen ausserhalb der elitaeren sphaeren dies auch selbst realisieren. So betrachtet sieht es erstmal nach einem sich nicht aufloesenden zirkel aus. Das eine haengt vom anderen ab. Nur, diese frage gilt praktisch ueberall und ist fester bestandteil unserer evolution. Mit jedem neuen schritt verbessern sich die bedingungen fuer die naechsten.

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