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Was bedeutet politisch links? Oder sind wir in unseren Begriffen alle komplett verseucht?

Verfasst: 28.06.2020, 01:43
von Guido
Nicht überall, wo links draufsteht, ist links drin
Offener Brief von Linken an AlleIn vielen Städten protestieren Menschen gegen die Corona-Maßnahmen und für die Einhaltung des Grundgesetzes.
Ja, mancherorts sind die Proteste entweder von der AfD initiiert oder bereits übernommen worden. Aber längst nicht überall. Ein Beispiel dafür ist Leipzig.Dort haben sich die Organisatoren unter Beifall gegen Rassismus, Nationalismus und Gewalt ausgesprochen. Die Redner forderten ein Ende der Maßnahmen, die die Bundesregierung bis heute nicht gerechtfertigt habe. Sie warnten vor Kollateralschäden, wie Jobverlust, Armut, Depressionen und Nichtbehandlung anderer Krankheiten. Einer geißelte zugleich den Kapitalismus und das Geldsystem. Eine Rednerin hatte Angst vor nicht validierten Impfungen. Kritisiert wurde auch der Umgang mit den Kindern – geschlossene Tagesstätten und Schulen, Kinder, die abgehängt würden und psychische Probleme entwickelten. Vor allem aber bangten die Protestler um ihre Grundrechte.Vieles, was auf diesen Demos gesprochen wird, mag nicht zum Wortschatz und Denkmuster bildungsbürgerlicher Moralapostel passen. Und es mag vielen nicht gefallen, die sich für gute Antifaschisten halten. Möglicherweise tummelte sich unerkannter Weise irgendwann einmal sogar ein echter Nazi auf einer dieser Demos, die, und das ist immer wieder zu betonen, trotzdem nicht von rechtsextremen Organisationen angemeldet wurden. Was auf Veranstaltungen wie in Leipzig gesagt wird, ist selbstverständlich dennoch oft widersprüchlich.Diese Widersprüchlichkeit ist völlig normal in einer Welt, in der die gesamte Wirtschaft einzig auf Maximalprofite ausgerichtet ist, in der unendliche Armut grassiert bei gleichzeitiger gigantischer Überproduktion, die auf eine ökologische Katastrophe zusteuert und in der eine unsichtbare Profitmaschine alle auf die eine oder andere Weise unterjocht. Aber die Forderungen der Demonstranten nach ihren Grundrechten sind und bleiben trotz allem sehr legitim.Doch gegen diese Demos in Leipzig und anderswo gab und gibt es Proteste. Der Hohn ist: Die Gegner, in Leipzig ein bürgerliches Bündnis aus Grüner Jugend, Jusos, Tierschutzpartei, Solid, „Antideutschen“ und anderen verunglimpfen die Teilnehmer pauschal als Nazis, rechte
„Verschwörungstheoretiker“ und Antisemiten. Solche Begriffe werden von vielen Linken einfach unkritisch übernommen.Es werden auch unzulässige Verbindungen geknüpft zu Rechten, die vielleicht am Rande einer solchen Demo gesichtet wurden, aber den Organisatoren wahrscheinlich nicht mal bekannt waren. Jeder erfahrene Linke weiß, dass die Rechte seit jeher versucht, soziale Anliegen und Proteste zu kapern. In solchen Fällen muss man die Unerfahrenen aufklären, nicht aber sie beschimpfen.Besonders zynisch: Gegendemonstranten, die großteils prokapitalistischen Parteien angehören, welche Kriege und Waffenhandel, Entrechtung von Geflüchteten, Hartz IV gegen Arme und andere Schweinereien des kapitalistischen Staats mit durchgepeitscht und oft über Jahre verteidigt haben,
beleidigen Menschen, die sich für Grundrechte für alle einsetzen und sich explizit antirassistisch positionieren, als rechte Spinner. DAS ist ein Affront gegen alle Linken. Diese Schreier tragen dazu bei, die Begriffe links und rechts weiter zu verwirren und Menschen nach rechts zu treiben.Links sein bedeutet nicht, gemeinsam mit bürgerlichen Kapitalismusverwaltern Lohnabhängige übel zu beschimpfen und zu beleidigen. Links sein bedeutet, auf der Seite aller Unterdrückten für die Gleichwertigkeit aller Menschen und gegen jede Ausbeutung und Entrechtung zu kämpfen. Wer immer das gegenwärtige Unterdrückungssystem verteidigt, ist selbst rechts, nicht links.Wir als linke Antikapitalisten, die in verschiedenen Parteien oder Gruppen aktiv sind, distanzieren uns von solch einer Vereinnahmung des Begriffs links durch bürgerliche Klüngel!Wir Linken stehen dagegen an der Seite aller beschäftigten und erwerbslosen Lohnabhängigen, egal welcher Herkunft und Hautfarbe, egal welchen Geschlechts und welcher sexuellen Orientierung.Die Aufgabe von Linken, unsere Aufgabe ist es, all diese Angehörigen der unterdrückten Klasse zusammenzubringen, mit ihnen gemeinsam zu kämpfen für ein besseres Leben für alle, gegen die fortschreitende Enteignung unserer Klasse durch die herrschende Klasse.Wir Linken sehen die Probleme der einfachen lohnabhängigen Menschen hier in Deutschland, in Europa und global im Zusammenhang. Wir teilen die Ängste der Demonstranten vor einem zunehmend autoritären Staat und einem Verlust vieler einst hart erkämpfter Grundrechte.Wir Linken erkennen, dass Coronapandemie und Wirtschaftskrise auf Kosten der Armen, vor allem der Ärmsten weltweit gemanagt werden. Wie in jedem Krieg ist das Gros der menschlichen Kollateralschäden in den Reihen der Armen zu finden. Arme sind von vornherein weniger gesund. Arme haben kaum oder keinen Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung. Arme verlieren
ihre kläglichen Einkommen und haben keine Rücklagen. Millionen Armen weltweit droht die Existenzvernichtung durch die Krise. Wir wissen: Aktuell hängen unzählige Menschenleben an den wirtschaftspolitischen Entscheidungen auch der Bundesregierung.Wir Linken sind uns bewusst, dass die kapitalistischen Eigentums-, Produktions- und Herrschaftsverhältnisse die von den Demonstranten angeprangerten realen Probleme verursachen. Das betrifft auch den politischen Umgang mit der Krise zugunsten einiger aufstrebender Fraktionen des Großkapitals. Wir sehen die ökologische Zerstörungsgewalt der immer schlimmere Krisen produzierenden Profitmaschine, welche die Existenz einer Mehrheit der Menschen massiv bedroht – mit oder ohne Corona.Darum sehen wir Linken die Notwendigkeit eines gemeinsamen, internationalen Klassenkampfes von unten. Das bedeutet, dass wir Linken mit allen bedrohten Lohnabhängigen, Verarmten, Elenden, Fliehenden, unabhängig von der Herkunft, der Religion, des Geschlechts, der Hautfarbe und der sexuellen Orientierung, zusammenstehen.Wir Linken sehen aber auch, dass politisches Bewusstsein nicht vom Himmel fällt. Wir sehen uns in der Pflicht, die unterdrückte Klasse aufzuklären, statt sie für vermeintlich oder tatsächlich falsche Gedanken mit Häme zu überschütten. Wer letzteres tut, handelt nicht links, sondern stärkt die Position der Ausbeuter, Unterdrücker und Kriegstreiber, denn er betreibt ihr Verwirrspiel mit und treibt Menschen erst recht in die Fänge von rechtsextremen Organisationen.Links ist der internationale Kampf für die Gleichwertigkeit aller Menschen, gegen die Ausbeutung von Menschen durch Menschen, gegen ökonomische und politische Herrschaft einer kleinen besitzenden Klasse über viele Besitzlose. Es lebe die internationale Solidarität im Kampf gegen die kapitalistische Ausbeutungs-, Kriegs- und Profitmaschine.1. Thomas Gauer (Mainz), "Beweg was"2. Nicole Sandelbaum (Frankfurt am Main), "Team Antika" und Mitglied der Partei Die Linke.3. Andy Zerban (Mainz), "Beweg was"4. Heidi Langer (Hasselfelde) linke Aktivistin5. Michael Teske (Schkopau) Mitglied der Partei Die Linke, Abgeordneter im Kreistag Saalekreis und Gemeinderat in Schkopau6. Tony Kofoet (Leer, Ostfriesland), Mitglied beim "Funken", Marxist7. Teja Thürmer (Bremen), linker Aktivist8. Hagen Ritter (Tübingen/ Berlin), linker Aktivist, "linaluft.org"9. Owe Schattauer, Musiker10. Sandra Gabriel (Saarbrücken), linke und Tierrechtsaktivistin11. Stefan Eck, ehemaliger Abgeordneter der linken Fraktion im EU-Parlament12. Hermann Ploppa (Flensburg), Autor und Publizist13. Sara Algofy (Brandenburg), Aufstehen gegen Rassismus Dallgow-Döberitz und Willkommensinitiative Dallgow-Döberitz14. Bernd Müller (Cottbus), Journalist15. Hermann Schrader (Magdeburg), Friedensaktivist bei der Bürgerinitiative Offene Heide16. Malte Fröhlich (Tangermünde), Friedensaktivist bei der Bürgerinitiative Offene Heide17. Mike Nagler (Leipzig), linker Aktivist18. Alexander Kalex (Leipzig), Mitglied der DKP19. Wolfgang Schiller, Friedenskreis Eutin20. Susan Bonath (Haldensleben), Journalistin21. Norbert Fleischer (Leipzig), Journalist22. Michaela Stefanie (Rheine), linke Aktivistin23. Jim Haase (München), Mitglied der SPD24. Rainer Woltmann (Gießen), linker Aktivist25. Stefan Vardopoulos (Rheinhessen), linker Aktivist26. Tim Keßler (Koblenz), linker Aktivist27. Rolf Schliep, Rhauderfehn, linker Aktivist28. Andreas Mertens, Berlin, linker Aktivist29. Michaela Pöttker, Rheine, linke Aktivistin30. Jörg Flüthmann, Salzbergen, linker Aktivist31. Martin Gronau (Marburg), Mitglied DIE LINKE32. Frank Richter (Großräschen), linker Aktivist33. Markus Zürcher (Basel), linker Aktivist34. Bernd Ebersberger (Nürnberg), linker Aktivist35. Ellen Vaudlet (Offenbach), linke Aktivistin36. Melchior-Christoph von Brincken (Wien), antikolonialistischer Sozialist bei soziale-opposition.de37. Bernd Flügel (Suhl), linker Aktivist38. Guy Dawson ( Rhein-Lahn-Kreis ) Musiker39. Marion Wittig (Gera), linke Aktivistin40. Pedro Kreye (Berlin), linker Aktivist und Blogger41. Ralph T. Niemeyer (Schwäbisch Gmünd), linker Aktivist42. Wilfried Link (Lübeck), Mitglied der DKP43. Sabiene Jahn, Sängerin und Veranstalterin „Koblenz: Im Dialog“44. Dietmar Schwab (Bali), linker Aktivist45. Gisela Schomburg (Oschatz), linke Aktivistin46. Gerald Schrage (Solingen), linker Aktivist und Rentner47. Jörg Tölle (Volkmarsdorf), parteilos, IGM (kritischer) Vertrauensmann,
aktiv bei "Aufstehen-Braunschweig"48. Klaus Erlenkamp (Brandenburg an der Havel), Mitglied der Linken, Montagsdemo Potsdam49. Rainer Johanterwage (Gütersloh), Mitglied der Linken, der IGM, ehem. Betriebsrat i.R. und der Marxistischen Linken50. Heike Thurmann (Niedersachsen - Gleichen/ Ischenrode), linke Aktivistin51. Helmut Käss (Braunschweig), linker Aktivist52. Michael Koellisch ( Braunschweig ) Mitglied der IPPNW - Ärzte gegen den Atomkrieg53. Stephan Reichel (Merseburg) Mitglied der Partei Die Linke54. Die Linke, Kreisverband Donnersberg, Rheinland-Pfalz55. Katrin Weißenborn, P4F Lindau Bodensee, Asylbewerberhilfe Lindau.56. Denis Diekelmann (Leipzig), linker Aktivist57. Rainer Oelrich (Hamburg), linker Aktivist58. Margarete Weiler (Stuttgart), Mitglied der LINKEN59. Mario Vogelei (Berlin), linker Aktivist60. Thomas Schaad ( Landkreis Konstanz ), linker Aktivist61. Maren Vass (Leipzig), Friedensaktivistin, Bewegung Leipzig62. Holger Förster (Berlin), Verband für interkulturelle Arbeit VIA Regionalverband Berlin/Brandenburg63. Uwe Behm (Lößnitz/Erzgebirge), linker Aktivist64. Heike Nehring, Bürgerrechtsaktivistin, nichtohneuns! Kassel65. Sebastian Schmitt, Aktivist, Youtuber (TimeforTruth TV), Links66. Terence Sonntag (Berlin), Friedensaktivist67. Dominik Hölzer (Altendiez), Aufstehen Diez-Limburg68. Gabi Halili (Stolberg), Mitglied die Linke, Ratsmitglied69. Jan Lenkait, stellvertretender Sprecher Ortsverband Meerbusch, DIE LINKE und Friedensaktivist70. ‎Klaus Michalak‎ (Linden), Ehrenamtlicher Alltagsbegleiter für Flüchtlinge, Christ, Links, Mitglied bei Aufstehen und Vereint im Wandel71. Karl Zehetner (Erdmannsdorf), Arbeiter, linker Aktivist72. Hans Trost (Quickborn), linker Aktivist73. Anja Kerstin Lercher (Marburg), linke Aktivistin74. Gerhard Schulz (Münster), Occupy Deutschland75. Markus Specht (Hamburg), links denkende Person76. Helga Reimund (Berlin), linke Aktivistin77. Steffen Beck, Aufstehen Uelzen/Wendland78. Berit Hische (Wangerland), Mitglied der Linken und der GEW79. Christian Bubel (Marburg), Die Linke, Kreistagsmitglied80. Hanno Bonßdorf (Bremen), Freischaffender Musiker81. Rainer Blütenreich (Leipzig), Aktivist bei "Gemeinsam Wandeln - Transition Town Leipzig"82. Markus Auer (Wien), linker Aktivist83. Peter Paulus (Köln), linker Aktivist84. Günter Weißenborn (Westerwaldkreis), linker Aktivist85. Ottopeter Flettner, Aufstehen Neubrandenburg86. Bettina Gutsche (Donauwörth/Leipzig), SPD-Mitglied87. Rolf Triloff (Holtsee), linker Aktivist87 + 1  ;-) Matthias Marggraff (Magdeburg), Prypjat Syndrome, Cellist89. Claus Stille (Dortmund), Blogger90. Frank Rothe (Bonn), linker Aktivist91. Ute Hülsmann (Edewecht), Mitglied der SPD und Tierechtsaktivistin92. Felix Breitmeier (Kamern), Permakultur/Ökoaktivist93. Kai Pisch (Stadtroda), Handwerker94. Christian Geith (Geisenheim), Mitglied Demokratie in Bewegung95. Guido Schulz (Magdeburg), Friedensaktivist

Re: Was bedeutet politisch links? Oder sind wir in unseren Begriffen alle komplett verseucht?

Verfasst: 28.06.2020, 11:46
von Lotte
Ok, ich resigniere.
"Sie warnten vor Kollateralschäden, wie Jobverlust, Armut, Depressionen und Nichtbehandlung anderer Krankheiten. Einer geißelte zugleich den Kapitalismus und das Geldsystem. Eine Rednerin hatte Angst vor nicht validierten Impfungen. Kritisiert wurde auch der Umgang mit den Kindern – geschlossene Tagesstätten und Schulen, Kinder, die abgehängt würden und psychische Probleme entwickelten. Vor allem aber bangten die Protestler um ihre Grundrechte.Vieles, was auf diesen Demos gesprochen wird, mag nicht zum Wortschatz und Denkmuster bildungsbürgerlicher Moralapostel passen. Und es mag vielen nicht gefallen, die sich für gute Antifaschisten halten. "

Ich gehöre zu den Moralaposteln, guten Antifaschisten und Möchtegernkommunisten. Ich halte die Kollateralschäden für gravierend so wie ich jede Naturkatastrophe und vor allem die, die uns bevorstehen z.B. an Hitze und Trockenheit für existentiell halte. Ich halte aber nicht die Regierung für schuldig sondern die Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte, die solche Seuchen noch den REST machen lässt. Diese masochistische Anklage- Hysterie, die sich breit macht und die Haltung von Linken, jedes Einbrechen der Politik gleich zum Grundsatzprogramm hochzustilisieren, halte ich für verfehlt. Wir wissen seit den Notstandsgesetzen und der RAF, dass alles bentutz wird, die Überwachung zu verstärken. Aber: In so einem Fall von Grundrechten, Zwangsimpfung und GEZgebühren zu reden, halte ich für selten doof. Jedem seine Hure an jedem Ort zu jeder Zeit fehlt noch als Forderung, siehe Vergewaltigungen und häusliche Gewalt - mein Vater war sein Leben lang aus diesen Gründen gegen den Zwang zur Anschnallpflicht und die Müllsortierung. Ungelogen. :geek:

Kinder: Mein Enkel in Berlin-Kreuzberg, 1. Klasse, mag weder Kita noch Shcule, weil man ihn zu früh entsorgt hat und die Institutionen schlecht sind für kreative Kinder. Der ist mit dem Lockdown erstmal richtig aufgelebt, denn seine beiden getrennten Eltern machen das im Homeoffice gut. Er will nicht mehr zurück in die Schule - nur in den Nachmittagskitaladen. Was die Frage aufwirft, wie erziehungsfähig die Mehrheit der Menschen ist, die ihre Kinder abschieben und ansonsten nur begrenzt mit ihnen was anfangen können. Wie sagte eine Mutter zu mir: Am schlimmsten sind die Wochenenden, wenn alle zu Hause sind, ganz zu schweigen von den Ferien.

Nun gut, halt eine Proll. Oder doch nicht? :D Ich werde es nicht verraten.

Also gegen das kapitalistische System immer - aber nicht unter rechtslibertären Vorzeichen. Für mich vermischt sich das immer noch. Wer hier aufschreit ist eine konservative Mitte, die ihre Existenz in Gefahr sieht. Zu Recht. Mit Sozialismus und kollektiv haben die nix am Hut - außer es verbessert das eigene Revier. Ha ha.
Ich kenne das in Leipzig nicht und beziehe deshalb keine Position, Meines war eher grundsätzlich, was ich so lese und erfahre. Ich vergleiche mit Moshe Zuckermann, der berichtete, dass vor ein paar Jahren in Tel Aviv eine Demo von 400 000 Menschen war, die sich gegen Sozialabbau wendeten. Sehr viele für so eine kleine Stadt. Keiner von denen, sagte Zuckermann, war an Demokratisierung interessiert, an Palästinensern, an Minderheiten - es war die bis dahin saturierte Mitte, der die Felle wegschwammen. Egozentrisch und rechtspopulistisch und sonst nix.

Das als Einwurf ohne Stellungnahme. Ich bin äußerst mißtrauisch gegen solche Bewegungen. Nachher bleiben die nichtmal mehr an einer roten Ampel stehen. Scherz. :twisted:

PS Auf jeden Fall danke fürs reinstellen - man erfährt ja sonst nichts. :)

Re: Was bedeutet politisch links? Oder sind wir in unseren Begriffen alle komplett verseucht?

Verfasst: 28.06.2020, 17:36
von scilla
Wer immer das gegenwärtige Unterdrückungssystem verteidigt, ist selbst rechts, nicht links.
die Linkspartei ist also nicht links,
weil sie es nicht schafft,
die Unterdrückung durch die Corona-Einschränkungen in Worte zu fassen

die Kommunisten sind also nicht links,
weil sie als Anhänger einer präformistischen Ordnung und eines materiellen Weltbildes
extreme Unterdrücker wie die Rechten sind

links bedeutete bisher:
  • das landwirtschaftliche Matriarchat (Jungsteinzeit)
  • das städtische Handwerk und der städtische Warenhandel (Mittelalter und Antike)
  • die Soziale Marktwirtschaft (Moderne)
  • die Ökologische Marktwirtschaft (Postmoderne)
links ist die eigentliche Mitte
rechts stehen die Ausbeuter (Patriarchat, Sklaverei, Frühkapitalismus, Neoliberalismus)

Re: Was bedeutet politisch links? Oder sind wir in unseren Begriffen alle komplett verseucht?

Verfasst: 28.06.2020, 22:26
von Thomas
Das ist aber ein schlecht zu lesender Textblock...ich hoffe, der wurde nicht in dieser Formatierung herumgeschickt ;-)

Heutzutage scheint Linkssein zu bedeuten, die Welt in Schwarz-Weiß einzuteilen; bestimmte Personengruppen (z. B. Frauen, Migranten, Muslime) pauschal als "gut" zu betrachten, andere Gruppen pauschal (z. B. Ossis. Männer, Weiße) als "schlecht" und diesen Gruppen stereotype Eigenschaften zuzusprechen wie es die Rechten auch tun; in penetranter Weise zu moralisieren anstatt zu argumentieren und sich in permanenter moralischer Empörung zu wälzen; Merkel zu huldigen; hinter jedem Baum Nazis zu sehen; sich in Elfenbeinturmdiskussionen zu ergötzen, die völlig an der Lebensrealität der Mehrheit vorbeigehen; Migration und Multi-Kulti vollkommen unreflektiert toll zu finden; sich an oberflächlichen Partyevents wie "Wir sind mehr" oder "Black lives matter" zu beteiligen, die mehr der eigenen moralischen Selbstbeweihräucherung dienen als irgendetwas zu ändern etc. etc.

Zumindest wenn man dem medialen Mainstream glaubt, scheint dies alles Linkssein auszumachen. Und leider gibt es genügend Leute, die das völlig unhinterfragt glauben, auf jeden medialen Zug aufspringen und sich im Grunde vollkommen fremdsteuern lassen, ohne es überhaupt zu merken. Ich habe finde den Begriff "Systemlinke" ganz passend. Personen, die Linkssein daran definieren, was ihnen vom System eingeredet wird was links zu sein hat und die nicht mehr systemkritisch sind, sondern vom System benutzt werden.

Eine subjektive, unfaire und selbst etwas stereotype Einschätzung? Sicherlich. Aber genau das ist meine Wahrnehmung von den heutigen "Linken"...nun gut, nicht von allen, aber zumindest von denen, die hauptsächlich im öffentlich-medialen Diskurs zu sehen sind. Alles in allem bleibe ich bei meiner Meinung, diese Rechts-Links Einteilung für überflüssig zu halten, weil ich keinen Sinn und Mehrwert darin sehe. Es gibt genügend andere Kriterien, Konzepte, Positionen, Ideen etc. zu bewerten (z. B. Logik, Sinnhaftigkeit, ethische Vertretbarkeit) anstatt mit schwammigen Labeln wie Links und Rechts, die von verschiedenen Seiten (die natürlich alle die Deutungshoheit über den Begriff beanspruchen), scheinbar nach Belieben ausgelgt werden. Und wenn die Auslegung eines Begriffs beliebig ist, was hat er dann noch für Aussagekraft?

Re: Was bedeutet politisch links? Oder sind wir in unseren Begriffen alle komplett verseucht?

Verfasst: 29.06.2020, 22:38
von scilla
Thomas hat geschrieben:
28.06.2020, 22:26
Personen, die Linkssein daran definieren, was ihnen vom System eingeredet wird was links zu sein hat und die nicht mehr systemkritisch sind, sondern vom System benutzt werden.

(1) bestimmte Personengruppen (z. B. Frauen, Migranten, Muslime) pauschal als "gut" zu betrachten, andere Gruppen pauschal (z. B. Ossis. Männer, Weiße) als "schlecht" und diesen Gruppen stereotype Eigenschaften zuzusprechen

(2) in penetranter Weise zu moralisieren anstatt zu argumentieren und sich in permanenter moralischer Empörung zu wälzen

(3) sich in Elfenbeinturmdiskussionen zu ergötzen, die völlig an der Lebensrealität der Mehrheit vorbeigehen

(4) Migration und Multi-Kulti vollkommen unreflektiert toll zu finden

(5) sich an oberflächlichen Partyevents wie "Wir sind mehr" oder "Black lives matter" zu beteiligen, die mehr der eigenen moralischen Selbstbeweihräucherung dienen als irgendetwas zu ändern
genau!

rechts stehen die Ideologen
links ist die eigentliche Mitte
rechts stehen die Ausbeuter (Patriarchat, Sklaverei, Frühkapitalismus, Neoliberalismus)