Kultur und Kabarett / Humor und IronieFlorian Schröder legt nach...


scilla
Beiträge: 250
Registriert: 10.06.2020, 17:45

Re: Florian Schröder legt nach...

Beitrag von scilla »

Lotte hat geschrieben:
09.08.2020, 11:46
Florian Schröder steht am 8.8. in Stuttgart auf der Corona-Demo, bezieht sich auf seinen NDR-Beitrag und die Unsicherheit vieler, ihn einzuschätzen.

Wahrheit - Freiheit - Satire und der Hegel mit seiner Dialektik


https://www.youtube.com/watch?v=Ldsj0_b ... e=youtu.be


"»Die NDR-Satiresendung extra3 kündigte auf Twitter an, am Montag die Hintergründe des Auftritts von Schröder zu erläutern.*)«"


aus Stuttgarter Zeitung
harmloser Auftritt

er sieht Deutschland nur in der Vorstufe zu einer nicht-Demokratie
  • er begründet dies damit
    daß die Presse- und Versammlungsfreiheit gegeben sei
  • dies ist ein schlechtes Argument,
    1) da es sonst Bürgerkrieg gäbe
    2) da es die Verpflichtung der Öffentlich Rechtlichen übersieht, ausgewogen zu berichten
    (was diese eben nicht mehr tun)
er sieht in der Querdenken-Bewegung eine Vorstufe zur nicht-Demokratie
  • er begründet dies
    durch die Reaktionen des Publikums auf einen Einschränkungsbefürworter
  • dies ist ein schlechtes Argument
    1) weil es sich um eine gezielte Provokation handelt
    2) weil die Reaktionen des Publikums verhalten und differenziert ausfallen
    (was bei einer fiktiven Veranstaltung der Einschränkungsbefürworter nicht der Fall der wäre)
er sieht die Querdenken-Bewegung in der Verantwortung,
durch Befolgen der Einschränkungen die nächste Wirtschaftskrise zu verhindern,
weil es sonst tatsächlich zur nicht-Demokratie kommt

  • er begründet dies nicht
  • dies ist ein schlechtes Argument,
    1) weil man sich im Freien kaum anstecken kann
    2) weil nicht die Krankheit die Wirtschaftskrise auslöst, sondern die Einschränkungen
er fordert das Publikum auf, seine Befürworter-Position auszuhalten
  • er begründet dies mit der HEGELschen Dialektik
  • das ist ein schlechtes Argument
    1) weil die Überwindung von Antithese und These auf eine historische Synthese hinausläuft,
    er aber diesen neuen historischen Zustand nicht näher erläutert
    2) weil man eine Mafia nicht aushält, sondern verbietet
Kommentar von Libertas

Und eine Frage welche er nicht beantwortet hat und keiner von diesen Leuten beantworten wird.
Warum sind bei Meinungsfreiheit und Demokratie dann bitte immer wieder die selben Leute
in deren "Talk"WerbePropaganda-Sendungen anstatt andere Stimmen. Wo ist da Hegel? Was ist da mit der Dialektik?
Bisher gab es nie die Betrachtung der Antithese

https://www.youtube.com/channel/UCWtjQu ... AUMr1lYhLA


Themenersteller
Lotte
Beiträge: 113
Registriert: 04.05.2020, 13:46

Re: Florian Schröder legt nach...

Beitrag von Lotte »

Einschub:

Hans-Christoph, ich hatte dich mißverstanden und dachte, du willst Klassenwidersprüche mit Konsens-Kommunikation lösen. Du aber bezogest dich auf Corona.

Trotzdem bin ich im Widerspruch. Kann man mit diesen unterschiedlichen Corona-Haltungen in einen Konsens kommen? Wieder bringst du die Zivilgesellschaft ein, die die Spezialisten ersetzen und die Überforderung eliminieren.

Das ist eine wichtige und heiße These. Allenfalls eine Vision einer zukünftigen Gesellschaft in 500 Jahren. Dann müsste der Weg dahin beschrieben werden. Und eine genaue Analyse, was "Zivilgesellschaft" bedeutet. Wir haben die Zivilgesellschaft heute und sie ist in dem Sinn gespalten, wie sie sich präsentiert. Und wir haben eine Masse von Menschen, die sich dem Anspruch der allseitigen Bildung in DEINEM Sinn widersetzt oder objektiv nicht in der Lage ist. Immer alles zu der vertieften Fachdiskussion Corona.


HCGuth
Beiträge: 106
Registriert: 25.04.2020, 20:28

diverse Arten von Widersprüchen

Beitrag von HCGuth »

@Lotte Das Missverständnis war insofern produktiv, als man sich daran die Verschiedenartigkeit durchaus massgeblicher gesellschaftlicher Konflikte klarmachen kann - welche aufeinander abzustimmenden Handlungsgründe Einzelner (vor allem langfristig stabile solche), subjektiv gesehene, objektiv von ihnen oder andern übersehene, kommen darin vor? Um nur einige zu nennen:
INTERESSEN
ENTSCHLÜSSE (auch solche über-biografischer Art: generationen-übergreifende Projekte)
LEBENSFORMEN, GEWOHNHEITEN (KULTUREN, LEBENSSTiLE)
ÜBERZEUGUNGEN
WEISEN SICH ZU ANDERN ZU VERHALTEN
(rollen-angepasste) PERSÖNLICHKEITEN
Klassische politische Theorien neigen dazu, um Verhältnisse überschaubar erklären zu können, führende oder massgebliche Kategorien auszumachen, und die womöglich noch als relativ homogen ausgeprägte grossen Gruppen zuzuweisen, etwa ein Klassen-Interesse; oder das Geprägtsein durch eine Gruppen-Idenitität.
Tatsächlich gelingen solche gesellschafts-theoretischen Vereinfachungen mit fortschreitender Modernisierung immer weniger: Nicht nur explodiert die Vielfalt (Diversität) möglicher Ausprägungen SÄMTLICHER Kategorien; es geschieht auch noch alles gleichzeitig und macht, dass Zugehörigkeit zu homogenen Gruppen mit gleichen Merkmalen sich komplett auflöst: INDIVIDUALISIERUNG.
Und die Individualisierten kommen nicht mehr, shcon garnicht "automatisch" mehr miteinander zurecht, stimmen nicht überein, widersprechen einander in beinah jedem Detail ihrer Werte, Ziele, Normen, Überzeugungen. Sie widersprechen sich auch in den Profilen der Themen und Gegenständen, zu denen sich ihre jeweilige Handlungs-Kategorie überhaupt verhält bzw zu der sie überhaupt eine Stellung vorzuweisen haben (eine übernommene oder eine slebst erarbeitete): Womit die Leute sich in ihrem Aufwachsen, ihren Bildungsgängen, Berufskarrieren, Beziehungen, Biografien im weiteren Sinn beschäftigt haben, wovon sie wissen, worüber sie sich Urteile welchen Sorgfalts- und Gewissheitsgrades gebildet haben und worüber nicht, ist ungeheuer unterschiedlich.
Mit andern Worten, nicht nur die Widersprüche selbst - die ART dieser Widersprüche allein schon zwischen zwei beliebigen Paaren von Personen, die etwa in einem Forum wie diesem (das ja schon vor-selektiert) aufeinandertreffen, ist vielfältig - ihr Einander-Widersprechen kann komplett unterschiedlichen Bereichen der Gesamtheit iher Handlungsgründe entstammen.
Unter anderem... ihren Überzeugngen.

Und da fällt auf, dass unser politisches System hier ausschliesslich elitäre Formen "repräsentativer" Austragung von Debatten kennt, angefangen bei Parlaments-Debatten, oder vor Gericht, oder in der "Wissenschaft" (geadelt durch "peer reviews", Zuständigkeiten, "Reputation", qualifizierende Titel), schliesslich "Öffentlichkeit" ("seriöse Leitmedien").
Was mittlerweile dazu führt, dass Debatten "oben" für abgeschlossen und entschieden erklärt werden, die "unten" ganz anders verlaufen...
Und das in Angelegenheiten, wo Mitwirkung und Engagement aus Überzeugung erforderlich sind.
MaW die Massen-Beeinflussung im Sinne der "herrschenden Meinung", wenn die (selbsternannten) Eliten ihre Urteils-Findung abgeschlossen haben, funktioniert nicht mehr. Nicht in Zeiten des Internet.
Was an das Reformations-Zeitalter und den Buch- undFlugblattdruck erinnert.
Oder an die Bildungsarbeit der Massenorganisationen der Arbeiter, als Gegengewicht zur Klassen-gebundenen herrschendenLehre und Propaganda.

Neu ist, dass nicht nur regierungs-kritische Bevölkerungs-Blöcke ihre Überzeugungen im Internet biilden und vertreten, sondern eben auch die Anhänger der Etablierten.
Neu ist, dass nicht Opposition gegen Regierung steht, sondern mindestens so sehr oppositionelle gegen regierungs-sympathisierende Bevölkerungsanteile. Und das ganz verschieden in verschiedenen Fragen. Die alle gemeinsam haben... dass Mitwirkung aus Einsicht, Einsicht in die Begründung von Massnahmen" erforderlich ist:
Ökonomie
Geopolitik
Klima
Gesundheit
Energie
Umwelt
((Bildung
Verkehr
...
...))

Die Liste wird immer länger.

Ich hatte nicht behauptet, dass es keine Zivilgesellschaft gibt. Meine These ist vielmehr: ihr Staat kann deren Probleme nicht lösen, das muss sie selber tun, das heisst, si emuss ich auf einem viel höheren Niveau, als heute, ORGANISIEREN: Sie muss kollektiv lernfähig werden.
Eine Epochenaufgabe, so wie mal die Herausbildung des souveränden neuzeitlichen Staats eine, und seiner demokratischen Rechts-, Wirtschafts-Rahmensetzungs- und Sozialstaatsvariante noch eine Epoche brauchte.
Traditionell marxistisch gesprochen: Die Zvilgesellschaft ist heute noch blosser Überbau des bürgerlichen Staats; sie muss aber führend, ihn lenkend und gestaltend, werden; sich ertüchtigen, ermächtigen - und der bestimmende Teil der Produktions-BASIS werden.
Zuletzt geändert von HCGuth am 10.08.2020, 22:15, insgesamt 1-mal geändert.
Hans Christoph Guth


Themenersteller
Lotte
Beiträge: 113
Registriert: 04.05.2020, 13:46

Re: Florian Schröder legt nach...

Beitrag von Lotte »

Ich bin im Moment außerstande, detailliert zu antworten, weil du deine Sätze mantraartig wiederholst. Ich hatte dir schon mehrfach geantwortet mit Zustimmung, Widerspruch und Konkretisierung - all das finde ich nicht wieder.

Deine Einschätzung geht einen Großteil an der Wirklichkeit vorbei.

Die VIelfalt nur als Zersplitterung zu sehen, ist falsch - sie bietet die Chance zu einer stabilen Gegenöffentlichkeit. Politische Schnittmengen sind zu bilden, die die subjektiven Einzelbiographien verbinden. Das ist nicht so kompliziert. Schwierig zu machen, aber die Unmöglichkeit deiner Analyse ist für mich falsch.

Genug für die Hitze - man muss den nächsten Schritt formulieren, der einer Wirklichkeit angepasst und möglich ist.

Antworten

Zurück zu „Kultur und Kabarett / Humor und Ironie“