Kultur und Kabarett / Humor und IronieHeimlichkeiten


willi uebelherr
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Re: Heimlichkeiten

Beitrag von willi uebelherr »

Liebe [mention]Lotte[/mention], danke fuer den Youtube link zu Idil Baydar (Jilet Ayse). Super diese frau. Und wie Die Anstalt hat sie sich dem Rassismus von Immanuel Kant zugewandt. Erst vor kurzem im ARD (Ladies Night):
https://www.youtube.com/watch?v=751OeFTfOqA

Grandios.


Themenersteller
Lotte
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Re: Heimlichkeiten

Beitrag von Lotte »

Na guck an, die Revolutionäre gucken Ladies Night! Danke für deine Erinnerung - ich vergesse die Anstalt immer, wurde aber auf die letzte Folge dringend verwiesen. Gucke ich noch heute Abend.

Ich habe das Thema eingeführt, weil ich hoffte, dass wir uns gegenseitig Kulturempfehlungen geben und so einen Überblick über aktuelle Erscheinungen bekommen. Unten sind einige ältere Poetry Slammer, jetzt auch fast alle etabliert. Schreiben Bücher. Das elendigliche Ende einer Subkultur.


https://www.youtube.com/watch?v=-ggosK4n5Jo

https://www.youtube.com/watch?v=lllr32BWXGs

https://www.youtube.com/watch?v=kK0Y72BErCw

https://www.youtube.com/watch?v=1pcwAqLb8M4

https://www.youtube.com/watch?v=4hiTRPOoR6w


HCGuth
Beiträge: 106
Registriert: 25.04.2020, 20:28

Re: Heimlichkeiten

Beitrag von HCGuth »

Lotte hat geschrieben:
17.07.2020, 14:53
Dass es keine Tabus mehr gäbe - ausser der Produktionsweise - zeigt die eigentümliche Begrifflichkeit von HC. Es ist seine eigene Welt und sein Kartenhaus als Theorie. Natürlich gibt es Tabus, die wenn auch gesellschaftlich angeschnitten und dokumentiert, doch den befreienden Ausbruch des Individuums verhindern. ...
Die Verkennung von HC, der sich an der medialen Präsenz von Themen orientiert, führt zu einer falschen Einschätzung der Realität.
Präziser: Es gibt keine wirklich etablierte bürgerliche Leitkultur, es gibt nur noch subkulturen (und davon sogar mehrere mit "bürgerlichem Anstrich").
Das heisst auch, dass sich einstmals homogene Schichten und Milieus (regional, konfessionell, Branchen, "(berufs)ständische") aufgelöst haben, bzw stark verkleinert; die Zugehörigkeit zu solchen Milieus kann vo Einzelnen ihrer Mitgleider zum Zentralbestandteil ihrer persönlichen "Identität" geamcht werden, aber ebensogut in ein patchwork solcher Zugehörigkeiten eingewoben sein.
Die Milieus kennen noch Tabus, selbstverständlich. Nur... welche "befreiende" Wirkung soll so ein Tabubruch noch haben, ausser... dass man dadurch anzeigt, die Gruppe verlassen zu haben (die der ZeugenJehovas... oder der modern-grün-progressiven Kosmopoliten... usw)?

((Sehe eben erst den Beitrag von Lotte davor, Mist, es werden immer nur die letzten Beiträge angezeigt, bei flüchtigem Draufschauen entgehen einem davo rgeschriebene...))

Nationalismus ist reaktionär und gegenaufklärerisch, weil er eine exklusive kulturelle Erbschaft als naturwüchsigen Prozess unterstellt, der natürlich allererst durch bornierte Tradierung und bornierende Bildungsgänge ERZEUGT wird. Jeder Mensch erbt als solcher kulurell die Geschichte der Menschheit, und kann sie sich in sienem Bildungsgang aneignen. Auch Selbstbezichtigungs-Nationalismen sind bloss Nationalismen (und natürlich versteckte Selbst-Idealisierungen: aus der Asche der Erbschuld steigt der BRD-Phönix zum Weltmoralisten auf), und der grüne Kosmopolitismus beruht gerade NICHT auf der Aneignung einer Weltgeschichte, sondern in deren verdrängung zugunsten einer geschichtslosen, also naturartigen Gegenwart. Was in Wahrheit schon wieder einem vormodernen Standesbewusstsein verdächtig nahekommt.

Ansonsten nimmt sich für flüchtige Leser zumindest dein Standpunkt gegenüber Eskapaden durchaus schwankend aus: einmal soll da Befreiung des Individuums sein, das seinen Lüsten ungehemmt frönen darf (darf es ja, sofern nicht vollends kriminell, heute längst - in den urban-liberalen Milieus, in denen sich die meisten Leute hier, zumindest gedanklich, bewegen, oderdenen sie sich als Bezugspunkt gegenüberstellen) - andererseits wird uns das Destruktive von Suchtkarrieren dieser "Befreiten" drastisch ausgemalt. Richtig daran ist, dass die unschönen Seiten moderner Lebensführung unter den Teppich zu kehren, diese Lebensführung NOCH härter macht, weswegen solche Verlogenheit ja auhc nicht allzu lange aufrechterhalten wird. Andererseits ist der regressive Durchbruch, das alles als unvermeidlich und alternativlos inkaufzunehmen, kein echter Fortschritt. Kompensatorische Bedürfnisse befriedigen ist ein Notnägel, sich damit auf Dauer einrichten zu wollen ein Irrweg. Der Absturz folgt; uU gesellschaftsweit.
Meine prognose: Nach 4 maximal 5 Generationen massenhafter Modernisierung ist eine Gesellschaft am Ende. Dann kommt der Absturz. USA und UK gehen uns voran, wir Europäer und Russland und, vielleicht eine Generation später, China, werden folgen. Die Übergänge, über die wir hier diskutieren, werden vielleicht, anfangend, hier noch entwickelt, umgesetzt aber in den Gebieten, die heute noch als "zu entwickelnde" angesehen werden. Die Letzten werden die Ersten sein. So gleicht sich das aus.
Hans Christoph Guth

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